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WAZ: Klimawandel, Kulturwandel - Eine neue Gesellschaft. Leitartikel von Jürgen Polzin

Geschrieben am 09-06-2009

Essen (ots) - Wandel und Verwerfungen, wohin wir schauen. Banken
taumeln, Kaufhäuser schließen, Menschen verlieren ihre Arbeit.
Abermilliarden an Staatshilfen verschwinden im Sog dieser globalen
Rezession, die ein Glaubensbekenntnis des Kapitalismus außer Kraft
gesetzt hat: Jene Annahme, dass unsere westlichen Gesellschaften nur
bei wirtschaftlichem Wachstum ihren Wohlstand sichern können. Das
Gegenteil ist der Fall, wie die gigantische Geldvernichtung nun
zeigt. Das ungehemmte Wachstum war auf Pump finanziert. Man hat auf
Kosten anderer gelebt, das Haushalten ins Gegenteil verkehrt. Die
große Party ist vorbei, die Grenzen des Wachstums erreicht.

Noch größer, noch komplexer ist das Problem, von dem die
Klimaforscher sagen, dass es das umfassendste Marktversagen in der
Geschichte der Menschheit sei: die globale Erwärmung. Eine durchaus
tragische Geschichte. Denn Öl und Kohle feuerten nicht nur die
Volkswirtschaften an, sondern brachten durch die
Kohlendioxid-Emissionen Klimaveränderungen ins Rollen, deren Folgen
nun die Grundlagen unseres Lebens bedrohen. Das ist keine Frage der
Ideologie, sondern schlichte Physik, wie der Klimaforscher Hans
Joachim Schellnhuber sagt: Die noch nicht verbrannten Kohlevorräte
sind von gigantischem Ausmaß, doch die Mülldeponie über unseren
Köpfen, die Atmosphäre, ist schon voll.

Über Mäßigung und Demut wird nun angesichts der Finanzkrise
gesprochen. Beim Klimaproblem geht das seit Jahrzehnten so, ohne dass
das Wissen der Forscher bislang zur Einsicht oder zum Handeln geführt
hat. Das Schlimme daran ist: Viele der Entwicklungen in den
Ökosystemen vollziehen sich schneller, als es die Forscher für
möglich hielten. Die Eisschmelze in der Arktis, das Auftauen der
Permafrostböden, das Versauern der Meere. Zynismus macht sich in der
Wissenschaft breit: Wenn in der Debatte um Klimaschutz etwas für eine
Beschleunigung sorgt, dann wird das nicht der Politik zu verdanken
sein, sondern der Natur.

Wir stehen vor der Frage, uns selbst neu zu erfinden. Eine
Gesellschaft, die nicht rechts und links an die ökologischen
Leitplanken stößt, aber zufrieden lebt. Dafür müssen sich
Mentalitäten ändern, Lebensstile überdacht werden. Klimawandel
bedeutet Kulturwandel, heißt die Botschaft der Essener Klimatagung,
die das Kulturwissenschaftliche Institut und die Stiftung Mercator
ausrichten. Es ist eine Veranstaltung zum richtigen Thema, zum
richtigen Zeitpunkt. Denn sie macht das, was wir in den Zeiten der
Krisen brauchen: Mut.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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