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Lausitzer Rundschau: Der Preis des Schweigens 20.Jahre nach Tiananmen und Solidarnosc-Wahl

Geschrieben am 03-06-2009

Cottbus (ots) - Was vor zwanzig Jahren für einige wenige Wochen
aussah wie ein neues Kapitel in der chinesischen
Revolutionsgeschichte, endete in einem Blutbad. Der Aufstand der
Jugend, im Gleichklang mit der friedlichen Revolution in Osteuropa,
wurde von den Pekinger Diktatoren mit Gewalt niedergeschlagen. In
China ist selbst die Erinnerung daran ein Staatsverbrechen. Auf den
ersten Blick haben die Machthaber, diese Mischung aus
Raubtierkapitalisten und Staatssicherheit, tatsächlich einen großen
Sieg errungen. Jahre ununterbrochenen Wirtschaftswachstums und der
bescheidene Wohlstand für Hunderte Millionen von Werktätigen scheinen
eine hinreichende Basis für das Überleben der aus der kommunistischen
Partei hervorgegangenen Funktionärsschicht. Selbst die weltweite
Wirtschaftskrise mit ihren harten Folgen auch für Abermillionen von
chinesischen Wanderarbeitern hat bislang nicht zu einer neuen,
massenhaften Protestbewegung geführt.
Und doch wird in nicht allzu ferner Zukunft das Massaker auf dem
Platz des himmlischen Friedens auch in China selbst neu bewertet
werden. Denn das riesige Land wird auf Dauer so nicht zu reagieren
sein. Der Preis für die Gewaltherrschaft, vor allem der Preis für das
von oben verordnete Schweigen ist einfach zu hoch. Denn eine
leistungsfähige, moderne Gesellschaft, die bestehen will im
internationalen Wettbewerb, braucht Offenheit und Transparenz.
Wie schwer China trägt an der fortgesetzten Diktatur wurde
ansatzweise erkennbar nach der jüngsten Erdbebenkatastrophe.
Zehntausende von Eltern standen nicht nur vor der bitteren
Erkenntnis, dass ihre Kinder korrupten Bürokraten zum Opfer gefallen
waren. Sie mussten darüber hinaus erleben, dass die Machthaber sich
weigern, Verantwortung zu übernehmen für die tödlichen Fehler.
Fehlverhalten aber, das nicht kritisch hinterfragt werden darf, führt
ein Land zwangsläufig in immer engere Sackgassen. Die Panzer, die vor
zwanzig Jahren Demonstranten niederwalzten, haben auch die
Zukunftsfähigkeit des Landes platt gewalzt. Hinter einer scheinbar
glänzenden Fassade ist das Reich der Mitte tatsächlich verarmt. Ihm
fehlen die Talentiertesten, die Kreativsten einer ganzen Generation.
Viele sind ins Ausland geflüchtet, viele sitzen ein oder haben
resigniert.
Der grundlegende Irrtum nicht nur der chinesischen Führer, sondern
auch ihrer zahlreichen Bewunderer in demokratisch regierten Ländern
besteht in der Annahme, wirtschaftliche Dynamik und eine
freiheitliche Gesellschaftsordnung seien nicht aufeinander
angewiesen. So lange China vor allem als verlängerte Werkbank
auftritt, mag dies eine gewisse Zeit möglich sein. Aber eine moderne
Nation braucht mehr als Fertigungsstätten für Konsumgüter und
Finanzjongleure. Sie braucht Menschen, die sich nicht bevormunden und
gängeln lassen und die mit entscheiden wollen über die Zukunft ihrer
Gesellschaft. Die chinesische Führung ist bis heute dazu nicht
bereit.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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