(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Streit SPD/Guttenberg = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 02-06-2009

Düsseldorf (ots) - Zynisch betrachtet hätte der SPD nichts
Besseres als die Wirtschaftskrise passieren können. Sie gibt ihr
Gelegenheit, den gespenstischen Aufstieg der Linken zu stoppen - weil
die Bürger den Fundamentaloppositionellen in der Krise keine
Verantwortung übertragen wollen, weil die SPD mit ihrer Arbeitsmarkt-
und Steuerpolitik wieder näher an die Gewerkschaften heranrückt, weil
sie endlich wieder ihren sozialdemokratischen Markenkern als Kümmerer
für die sogenannten kleinen Leute pflegen kann.
Mit der umstrittenen Milliardenrettung von Opel bietet sich nun auch
noch die Gelegenheit, beim politischen Gegner den Spaltpilz gedeihen
zu lassen. Das Eintreten von Wirtschaftsminister zu Guttenberg für
die Insolvenz, die alle Ordnungspolitiker der Union begeistert, wird
beim Koalitionspartner tatsächlich noch lange nachhallen. Genüsslich
hat Gerhard Schröder mit seiner abschätzigen Formel vom "Baron aus
Bayern" den Ton vorgegeben. Die SPD knüpft damit unverhohlen an ihre
Kampagne gegen den Steuerexperten Paul Kirchhof an, den sie im
vorangegangenen Bundestagswahlkampf erfolgreich als den "Professor
aus Heidelberg" diffamierte.
Als Erfolgsrezept wird diese Analogie allerdings nicht taugen. Bei
ihrem bedingungslosen Kampf um die Arbeitsplätze bei Opel, Arcandor
und Co. übersieht die SPD offenbar, dass die Wähler genauso
Steuerzahler sind. Zudem scheint ausgerechnet in der Krise
wirtschaftspolitische Vernunft mehrheitsfähig zu sein. Der
überwiegende Teil der Bürger lehnt nicht nur die ausgeuferte
Abwrackprämie ab, die allein über vier Milliarden Euro Steuergelder
verschlingen wird. Die Mehrheit der Wähler betrachtet auch die
staatliche Absicherung des Magna/Opel-Deals mit einer gesunden
Skepsis. So kann sich die Selbstinszenierung des
SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier als Job-Retter noch als missglückte
Rollenwahl erweisen. Die 300 Millionen Euro, die Magna jetzt aus
Berlin erhält, geben den Wählern einen ersten Eindruck davon, dass
die Risiken dieses Geschäfts allein beim Staat liegen. Es wird nicht
lange dauern, bis die Bürger bemerken, dass mit den Krediten und
Staatsbürgschaften weniger die Arbeitsplätze gesichert, als die
Risiken von den Eignern, den Banken und den Investoren auf die
Steuerzahler abgewälzt wurden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

206709

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Merz kritisiert Bundesregierung für Opelpolitik Hagen (ots) - Von Jörg Fleischer Meschede. Der Finanz- und Wirtschaftsexperte Friedrich Merz (CDU) hat die Bundesregierung scharf für ihre Politik bei der Opel-Rettung kritisiert. Merz sagte gestern Abend bei einer Veranstaltung in Meschede: `Mit der Rettung von Opel ist die rote Linie überschritten." Damit habe der Staat ein Fass aufgemacht, das es ihm extrem schwierig mache, anderen Unternehmen Hilfe zu verweigern. Merz übte weiter scharfe Kritik an der gestern in München abgehaltenen Hypo Real Estate- Hauptversammlung, die von mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Die Geister des Protektionismus Düsseldorf (ots) - Mit der Rettung von Opel hat die Politik sich als Zauberlehrling versucht, der gegen die Gesetze des Marktes die Tochter eines maroden Autobauers am Leben erhalten will. Nun geht es ihr wie dem traurigen Helden aus Goethes Ballade: Die Geister, die sie rief, die wird sie nicht mehr los. Immer mehr Firmen verlangen Hilfe aus dem staatlichen Rettungsfonds. Aus ihrer Sicht ist das sogar verständlich: Mit der Schaffung des "Wirtschaftsfonds Deutschland" hat der Staat die Unternehmen geradezu eingeladen, sich an Steuergeld mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Benzin-Wende Düsseldorf (ots) - Kaum haben sich Pendler, Busbetriebe und Spediteure an die vergleichsweise niedrigen Benzinpreise gewöhnt, geht es schon wieder bergauf. Der Preissprung Ende Mai markiert damit einen Wendepunkt mitten in der Wirtschaftskrise. Die erfreuliche Kehrseite der steigenden Preise ist, dass diese als Frühindikator erste Wiederbelebungszeichen der Weltwirtschaft liefern. Als sicher gilt, dass sich Öl und Benzin aufgrund der endlichen Vorräte langfristig immer weiter verteuern werden. Um die Treibstoffe ranken sich dennoch einige mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Brown mauert Düsseldorf (ots) - Gordon Brown gibt sich kämpferisch. Großbritanniens Regierungschef muss mit einem geharnischten Rüffel bei den Wahlen rechnen. Da steht zum einen die schon morgen stattfindende Europa-Wahl an. Aber auch die Ergebnisse der Kommunalwahlen werden den Premier in Angst und Schrecken versetzen. Labour steht tief im Tal der Tränen, und die Aussicht auf einen Aufstieg bleibt düster verhangen. Gordon Brown weist die lauter werdenden Rufe nach Unterhauswahlen trotzig zurück. Er weiß, er würde abgewählt. So will er sich noch ein mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Koalition / Staatshilfen Osnabrück (ots) - Kein Vertrauen in die eigene Lösung Es ist ein schwaches Bild, das die Union in diesen Tagen in Sachen Wirtschaft abgibt. Denn bei aller Anerkennung ihrer Anstrengung: Mehr Klarheit wäre nötig. So ist es aus Arcandors Sicht nur konsequent, auf Gleichbehandlung mit Opel zu pochen - ein Problem, das sich CDU und CSU selbst geschaffen haben. Erstaunen muss auch, dass ungefähr jeder in der Union, der mit Wirtschaft zu tun hat, sich von der eigenen Lösung für Opel zu distanzieren sucht. Zum einen, um die murrende Parteiseele mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht