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Berliner Morgenpost: In den Minenfeldern des Nahen Ostens - Kommentar

Geschrieben am 08-05-2009

Berlin (ots) - Es ist keine einfache Reise, die Benedikt XVI.
gestern begonnen hat und deren Fazit, wie bei so vielen diffizilen
politischen Missionen, eigentlich schon vor ihrem Beginn feststehen
sollte: Die Papstvisite im Nahen Osten ist ein Signal für den
Friedenswillen nicht nur der katholischen Kirche im Verhältnis zum
jüdischen und islamischen Glauben, sondern auch für die Beziehungen
zwischen der westlichen und der muslimischen Welt insgesamt. Nicht
wenig in einer Zeit, in der die internationalen Beziehungen noch
immer geprägt werden von den Anschlägen des 11. September 2001, in
der sich diese beiden großen Wertewelten nach wie vor mit immensem
Misstrauen beäugen, in der Vorurteile Konjunktur haben und Angst der
Vernunft im Wege steht. Seht her, wir reichen die Hand, auch im
größten Getümmel, auch hier im Zentrum der alten
Auseinandersetzungen, über den Gräbern unserer schlimmsten Zeiten.
Wir stehen zu unserer Unterscheidbarkeit, wir streiten über die
besseren Wege zum Glück, aber wir leben auch friedlich zusammen auf
dieser einen Welt. Das sollte die Botschaft dieser vielleicht
wichtigsten Auslandsreise des Ratzinger-Pontifikats sein. Sollte.
Denn bei aller intellektuellen Kraft, allem spirituellen Willen,
allem historischen Bewusstsein, aller Fähigkeit zur Freundschaft, die
Joseph Ratzinger mit in sein Amt gebracht hat: Der Ausgang dieser
Mission hängt am Ende nicht an der Person des Papstes allein, sondern
vor allem daran, ob sein in den vergangenen Jahren oft unglücklich,
unprofessionell, fast jenseitig agierendes Umfeld, sein Management,
die operative Elite des Vatikans, aus den haarsträubenden Fehlern der
vergangenen Jahre gelernt hat und den Chef nicht allein lässt in den
Minenfeldern des Nahen Ostens, wo sich Weltliches und Religiöses so
brisant mischt wie nirgendwo sonst auf dem Erdball. Benedikt, 82
Jahre alt, wird diesen achttägigen diplomatischen Marathon mit 28
wichtigen, Wort für Wort heiklen Ansprachen nicht ohne Fehltritt,
ohne Stolperer meistern können. Der "einfache Arbeiter im Weinberg
Gottes", wie sich Benedikt bei seinem Amtsantritt selbst bezeichnet
hat, weiß das vermutlich am allerbesten.
Die Voraussetzungen für einen Erfolg der Reise sind ja nicht
schlecht: dass die Israelis Benedikt trotz der unseligen
Williamson-Affäre freundlich empfangen, ihn, den deutschen Papst, in
Frieden und mit allen Ehren pilgern lassen durch ihr Land, zur Wiege
seiner Religion, die nicht die ihre ist. Nach all dem, was nicht nur
in der jüdisch-christlichen, sondern gerade auch in der
deutsch-jüdischen Geschichte ausreichend Anlass böte zu Verzweiflung
und Hass.
Das ist ja alles erst einen Wimpernschlag her im Zeitmaß des Heiligen
Landes. Und dennoch sind die Menschen wieder miteinander versöhnt.
Das ist vorbildlich und könnte Vorbild sein für die Beilegung
anderer, im Ursprungsland dreier Weltreligionen wurzelnder, immer
noch so blutig ausgetragener Konflikte. Dazu kann Benedikt XVI.
beitragen in den kommenden Tagen, allein durch seine Anwesenheit, und
- hoffentlich - durch seine Worte.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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