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WAZ: Das Ja zum eigenen Land - Fast zu schön, um wahr zu sein. Leitartikel von Frank Stenglein

Geschrieben am 08-05-2009

Essen (ots) - Schon aus historischen Gründen tun sich viele
Deutsche schwer mit einem klaren Ja zu ihrem Land. Deshalb
überrascht, mit welcher Vehemenz die Bürger in einer Studie die
Grundwerte von Staat und Nation hochhalten. Wenn 90 Prozent meinen,
alles in allem seien 60 Jahre Bundesrepublik eine Erfolgsgeschichte
und zwei Drittel sogar stolz auf ihr Land sind, ist das fast zu
schön, um wahr zu sein.

Tatsächlich gehört zur Gesamtschau, dass andere Umfragen mit
anderen Fragestellungen ein weniger idyllisches Bild zeigen. Gerade
wenn es um Verteilungsgerechtigkeit und um das Soziale an der
Marktwirtschaft geht, glauben viele, die besten Jahre der Republik
seien vorbei. Das ist falsch - trotz der allseits bekannten
Übertreibungen etwa bei Managergehältern. Mehr denn je bietet dieses
Land so gut wie jedem Chancen, auch wenn viel, manchmal vielleicht zu
viel Eigeninitiative nötig ist, um sie wahrzunehmen. Es mag zudem
trösten, dass die Finanzkrise manchen Reichen auch materiell wieder
mehr Bescheidenheit lehrt.

Erfreulich ist die hohe Akzeptanz, die das Grundgesetz findet.
Gestern vor 60 Jahren wurde es im Parlamentarischen Rat mit Mehrheit
angenommen, bewusst am 8. Mai 1949, auf den Tag genau vier Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkriegs. In einer Zeit, in der das Vertrauen in
Politik und Wirtschaft schwindet, ist das Ansehen der Verfassung und
ihrer Hüter ungebrochen. Für eine nachgeholte Legitimierung, wie sie
SPD-Chef Franz Müntefering per Volksabstimmung will, gibt es auch mit
Blick auf den Osten keinen zwingenden Grund. Selbst die Anhänger der
Linken bekennen sich mit knapper Mehrheit zum Grundgesetz. Es wäre
Spielerei, die seit nun 60 Jahren bewährte Säule des Staatswesens
ohne Not in die politische Arena zu werfen. Das Risiko der
Beschädigung ist zu groß.

Der Historiker Karl-Dietrich Bracher hat den Deutschen noch vor
kurzem "eine zynische Auffassung von Demokratie" vorgehalten. Ohne
Wenn und Aber sei sie - anders als in anderen westlichen Staaten -
hier nicht verankert. Dahinter steckt die vom Ende der Weimarer
Republik hergeleitete Erfahrung, dass die freiheitliche Demokratie in
Deutschland eng mit dem wirtschaftlichen Wohlergehen verknüpft ist.

Aus der Luft gegriffen sind solche Sorgen historisch also nicht,
doch akut berechtigt sind sie ebenso wenig. Trotz der Krise behalten
die meisten einen kühlen Kopf, was der funktionierende Sozialstaat
sehr erleichtert. Ein Grund zum Stolz, auch dies.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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