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Westdeutsche Zeitung: Die Türkei ist nicht reif für die EU = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 06-04-2009

Düsseldorf (ots) - Die europäische Empörung über Brack Obama ist
gespielt. Tatsächlich überrascht es kaum, dass der US-Präsident die
Aufnahme der Türkei in die Europäische Union fordert. Als
Schnittstelle zwischen Abend- und Morgenland wächst die strategische
Bedeutung des Nato-Partners - nicht nur, weil Obama auf türkische
Hilfe bei der weiteren Stabilisierung des Iraks angewiesen bleibt:
Eine "Modell-Partnerschaft" mit diesem muslimischen Land würde auch
generell dazu beitragen, das vielfach von Hass und Vorurteilen
geprägte Verhältnis zwischen der islamischen und der christlichen
Welt zu entkrampfen.
Um die Argumente für ein Aufnahme Ankaras weiß auch die EU, dennoch
stellt sich die Situation aus Brüsseler Sicht komplexer dar. Offenbar
schwindet der Optimismus, die Türkei werde sich im Sog ihres
Wirtschaftswachstums innerhalb kürzester Zeit auch gesellschaftlich
modernisieren. Je länger die EU darauf wartet, desto deutlicher wird,
dass die Türkei zentrale Werte des Westens nicht teilt. Noch immer
ist die Zahl der Ehrenmorde an Frauen hoch, noch immer werden
religiöse Minderheiten gegängelt, noch immer bleibt das Bekenntnis
zur Pressefreiheit halbherzig.
Auch Premier Erdogan trägt mit seinen Muskelspielen dazu bei,
Vorbehalte zu verhärten. Als er sich zum Fürsprecher der Muslime
aufschwang und den Dänen Rasmussen als neuen Generalsekretär der Nato
mit Verweis auf den Karikaturenstreit ablehnte, schürte er jenen
Kulturkampf, den Obama so gern mit Hilfe der Türkei entschärfen
würde.
All dies belegt, dass die Türkei nicht reif ist, in die europäische
Wertegemeinschaft aufgenommen zu werden. Da kann Erdogan noch so
vehement Ankaras Schlüsselrolle in der Energiesicherheit mit der
Beitrittsfrage verknüpfen: Brüssel darf sich auf ein solches
Geschacher nicht einlassen.
Dennoch sollte den Europäern der Geduldsfaden nicht reißen, sei es
darum, jene zu stärken, die das Land auf seinem Weg zur
Rechtstaatlichkeit vorantreiben. Denn eine moderne Türkei als
EU-Vollmitglied wäre tatsächlich ein Glücksfall - andererseits wäre
eine diplomatische Eiszeit angesichts der bisher mäßigen Integration
von Millionen Türken im Herzen des Kontinents ein verheerendes
Signal.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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