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WAZ: Merkels Besuch in Afghanistan - Mit Symbolen ist es nicht getan - Leitartikel von Willi Germund

Geschrieben am 06-04-2009

Essen (ots) - Vor zwei Jahren tauchte Bundeskanzlerin Angela
Merkel plötzlich in Afghanistan auf, nachdem ihr vorgeworfen worden
war, sie wolle mit dem Konflikt am Hindukusch nichts zu tun haben.
Nun steht der Bundestagswahlkampf bevor. Außerdem bewies US-Präsident
Barack Obama den Mut, den die Kanzlerin während der vergangenen Jahre
vermissen ließ. Er entwarf eine neue "Afpak"-Strategie und
identifizierte seine Präsidentschaft mit dem Erfolg oder Misserfolg
am Hindukusch. Da darf auch Merkel nicht mehr fehlen, zumal
SPD-Konkurrent Frank-Walter Steinmeier sehr viel mehr Elan bei dem
unpopulären Thema Afghanistan gezeigt hatte.

"Es gibt Hoffnung", sagt Merkel nach dem Besuch des Standorts
Kunduz, bei dem sie prompt einen Hauch von dem Konflikt mitbekam, den
ihr Parteikollege, Verteidigungsminister Franz Josef Jung, nur ungern
als Krieg bezeichnet und lieber mit beschönigenden Worten beschreibt.
Doch man muss sich fragen, worauf Merkel ihre Zuversicht aufbaut. Die
Lage in Afghanistan jedenfalls gibt den Optimismus nicht her. Und
Obamas schöner neuer Plan mit vielen zusätzlichen Soldaten und noch
mehr ziviler Hilfe muss sich erst einmal auf dem Kriegsschauplatz
Afghanistan bewähren.

Natürlich darf Berlin sich freuen, weil Washington den
"vernetzten Ansatz" aus militärischem und zivilem Programm entdeckte,
den die Bundesregierung seit Jahren am Hindukusch verfolgt. Man muss
freilich hoffen, dass diese Strategie anders umgesetzt wird als
bisher. Denn in Kunduz führte sie in der Praxis vor allem dazu, dass
die Bundeswehr sich selbst schützt und die zivilen Helfer sich
irgendwie mit der prekären Sicherheitslage zurechtfinden müssen, um
ihre Arbeit zu machen. Der "vernetzte Ansatz" verhinderte auch nicht,
dass die radikalislamischen Talibanmilizen sich wieder fest in der
Region von Kunduz etablierten - so fest, dass sie sich sogar am
Montag während des Merkel-Besuchs mit zwei Raketen in Erinnerung
riefen.

Die 600 Soldaten, die Berlin in diesem Sommer zusätzlich
entsenden will, um die Wahlen abzusichern, sind ein positiver
Schritt. Doch ausreichend ist dieser Schritt ebenso wenig wie die
Hoffnung, die Bundesregierung könne ihrer Mitverantwortung gerecht
werden, wenn sie nun das Scheckbuch zückt und zusätzliche
Aufbauarbeit mitfinanziert. Wer mit seinem Engagement dazu beitragen
will, ein halbwegs stabiles Afghanistan aufzubauen, ein Land, das
selbst mit seinen Problemen fertig werden kann, der muss auch den
politischen Willen zeigen, der dazu nötig ist.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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