WAZ: Nach der Glos-Entlassung - Ein Käfig voller Narren. Leitartikel von Angela Gareis
Geschrieben am 09-02-2009 |   
 
    Essen (ots) - Wenn Michael Glos an diesem Dienstag in die Freiheit entlassen wird, hat die Republik ein politisches Abenteuer erlitten,  dessen Ausmaß womöglich nicht absehbar ist. Man muss sich kurz  vergegenwärtigen, unter welchen Umständen der Kanzlerin inmitten der  globalen Wirtschaftskrise ein Wirtschaftsminister abhanden gekommen  ist. Vor staunenden Weltgästen der Münchener Sicherheitskonferenz  trugen Horst Seehofer und Michael Glos ihren letzten Machtkampf aus.  Angela Merkel war zur Zuschauerin degradiert.
      Die Welt wird sich nicht lange mit dem Gedanken aufhalten, dass  es in Deutschland zugehe wie in einem Käfig voller Narren. Die Union  aber schon. Seit Monaten diskutiert die CDU über ihr  Wirtschaftsprofil, wobei allenfalls deutlich wird, dass sie keins  hat. Die Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und Christian Wulff  streiten über Verstaatlichung und Eitelkeiten. Die einen  Ministerpräsidenten fordern Steuerentlastungen als Wahlkampfthema,  die anderen halten die Kosten angesichts der Neuverschuldung für  nicht verantwortbar.
      Die Kanzlerin spricht sich mal dagegen und mal dafür aus. Die  Konsolidierung der Staatsfinanzen, einst Merkels wichtigstes  Anliegen, ist zur Marginalie verkommen, ebenso die Umweltpolitik. Die einzige Überzeugung, die Merkel offensiv vertritt, heißt: Mitte. Die  will sie gewinnen, indem sie möglichst wenige Positionen vertritt.  Lange folgte die CDU ihrer Kanzlerin. Spätestens mit der Wahl in  Hessen hat sich das radikal verändert. Die Christdemokraten mussten  lernen, dass es der FDP mit klaren Positionen gelingt, die Gunst der  Wähler umzulenken.
      Die Umfragewerte sinken. Die Partei streitet. Die Umfragewerte  sinken. In diesem Teufelskreis bewegt sich die Union, obwohl der  eigentlich für die SPD erfunden worden zu sein schien. Die  Sozialdemokraten aber sind in erstaunlicher Weise zur Ruhe gekommen  und geben die Bühne frei für das Schauspiel der Union. Dass CSU-Chef  Seehofer allmählich Regie führt, sollte Merkel in zweierlei Hinsicht  beunruhigen. Erstens nährt Seehofer den Eindruck, der Kanzlerin  gebreche es an Führungskraft. Zweitens ist Seehofer ein  basiserprobter Populist - sehr im Unterschied zu Merkel, die sich in  einem kleinen getreuen Beraterzirkel verbarrikadiert zu haben  scheint. Draußen hat sie niemanden mehr, der sie verteidigt, keinen  Blitzableiter. Den Wahlkampf will Merkel mit ihrer Beliebtheit als  Kanzlerin bestreiten. Die Frage ist, ob diese Strategie mit der  schwindenden Beliebtheit der CDU-Vorsitzenden zu vereinbaren ist.
  Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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