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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama

Geschrieben am 23-01-2009

Bielefeld (ots) - Eine beeindruckende Amtseinführung, ein
atemberaubender Schnellstart im Weißen Haus: US-Präsident Barack
Obama legte eine politisch wie publizistisch erfolgreiche
Auftaktwoche vor, wie sie besser nicht hätte verlaufen können. Nicht
einmal der verstolperte Amtseid konnte den grandiosen Lauf stoppen.
Ganz klar: wäre das gleiche Missgeschick George W. Bush unterlaufen,
es wäre das gefundene Fressen aller Michael Moores dieser Welt - und
davon gab es reichlich - geworden. Nein, die Flitterwochen mit den
Medien halten noch an. Selbst Fidel Castro säuselt und arabische
Zeitungen titelten nach dem Guantánamo-Stopp »Obama ist zu gut, um
wahr zu sein.«
Sein Dekret, das Gefangenenlager in 365 Tagen zu schließen, setzt ein
wichtiges Signal. Mit der dringend gebotenen Wiederherstellung des
Folterverbotes und der Zerschlagung des CIA-Schattenreichs aus
Geheimgefängnissen löst er Wahlversprechen ein.
Welcher frisch gewählte Staatschef kann von sich sagen, er habe
bereits am zweiten Arbeitstag zentrale Eckpunkte etwa seiner Außen-
und Anti-Terror-Politik festgezurrt?
Mit »aktiven und aggressiven« Schritten will Obama jetzt den Nahen
Osten befrieden. Spätestens mit dieser Initiative stößt der zum Titan
erhobene Hoffnungsträger allerdings an seine Grenzen. In der Analyse
liegt der Präsident noch richtig, wenn er sagt, eine Zukunft ohne
Hoffnung sei für die Palästinenser inakzeptabel. Aber schon das Ziel
einer Zwei-Staaten-Lösung dürfte sofort an der Hamas und später an
eiskalt lächelnden Israelis scheitern. Zu viele Vorgänger haben sich
an diesem Politknäuel aus guten Absichten und bitteren Enttäuschungen
versucht. Selbst der krisenerfahrene Nordirland-Vermittler George
Mitchell wird als Nahost-Beauftragter der USA nicht zaubern können.
Schon stellt sich das Versprechen eines vollständigen Abzugs der
US-Truppen aus dem Irak weichgespülter dar. Das letzte Wort habe
US-General David H. Petraeus, heißt es aus der neuen Administration.
Das ist exakt die gleiche Position wie unter Bush. Ebenso die -
hoffentlich nicht allzu überstürzten - Vorbereitungen für das
gigantische Konjunkturpaket im Wert von 800 Milliarden Dollar
bedeuten noch lange nicht den Durchbruch. Für Ernüchterung sorgt auch
der Energieminister, der Strom aus Kohle und Atomkraftwerken für die
sauberste Lösung hält. Die Wahlkampf-Devise »Problem erkannt, Problem
gebannt« gilt nicht mehr, wenn es ernst wird.
Obama braucht unbedingt die Besinnung auf das Machbare. Realismus tut
Not. Das Sympathie-Pendel schwingt gerade gefährlich weit aus. Es
kann auch böse zurückschlagen.
Politstrategen dürften dem Mann im Oval Office bereits flüstern, er
müsse jetzt unbedingt die Bremse treten, vielleicht bewusst
Enttäuschungen provozieren. Anders sind unlösbare Heilserwartungen
und total überhitzte Vorstellungen nicht mehr runterzukühlen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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