(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Wer Demokratie will, darf nicht tricksen - Kommentar

Geschrieben am 23-01-2009

Berlin (ots) - Das sind schöne Demokraten, Berlins
Sozialdemokraten! Erst versprechen sie vollmundig mehr
Bürgerbeteiligung. Wenn die Bürger dieses Angebot annehmen, das
Ergebnis eines Volksbegehrens oder in der Endstufe eines
Volksentscheids den Damen und Herren in den Führungsgremien der
Partei aber nicht passt, dann wird ignoriert, verzögert oder übel
getrickst, um Volkes Stimme schnell wieder zum Schweigen zu bringen.
So wurde der Flughafen Tempelhof abgewickelt, so folgenlos bleibt
bislang die Versenkung von Mediaspree. Nun soll auch noch in Sachen
Pro Reli manipuliert und obendrein eine Menge Geld zum Fenster hinaus
geworfen werden. Der Regierende Bürgermeister zeigt ein höchst
bedenkliches Verständnis auch von innerparteilicher Demokratie, wenn
er, wie an diesem Wochenende während der SPD Klausurtagung im
mecklenburgischen Fleesensee, selbst in Fragen von Religion und Ethik
blinde Gefolgschaft zumindest aller sozialdemokratischer
Mandatsträger verlangt.
Bleibt der Regierende einmal mehr stur und boykottiert die ebenso
logische wie finanziell und organisatorisch einzig vernünftige
Zusammenlegung von Volksentscheid über Pro Reli und Europawahl am 7.
Juni, handelt er zwar legal, beweist aber erneut eine aus Trotz
gespeiste Arroganz der Macht, die zunehmend schwer erträglich ist.
Dass Pro Reli das erfolgreichste Volksbegehren Berlins ist, muss
Klaus Wowereit ähnlich überrascht und politisch verärgert haben wie
im April der knapp gescheiterte Entscheid über die Zukunft
Tempelhofs. Wer aber wie er und seine rot-rote Koalition (gegen
Bedenken der CDU) vor vier Jahren ganz bewusst die Basisdemokratie
stärken wollte, der muss sich dem fairen politischen Streit stellen.
Wowereit scheut diesen, weil er ihn offensichtlich fürchtet. Anders
als im Fall Tempelhof ist die Pro-Reli-Abstimmung keine im Kern auf
das alte West-Berlin beschränkte Initiative, sondern eine ganz Berlin
bewegende Frage. Zudem ist Pro Reli wesentlich breiter aufgestellt:
Christen, Juden und Muslime engagieren sich ebenso wie Neu-Berliner,
SPD-Linke wie die Stellvertretende Bundesvorsitzende Andrea Nahles
oder Kanzlerkandidat Frank- Walter Steinmeier bekennen sich zu Pro
Reli ebenso wie ein Bürgertum, das nach langer Zeit wieder
selbstbewusst seine Stimme erhebt.
Soll eine faire und dauerhaft akzeptierte Entscheidung gefällt
werden, dann müssen so viele Berliner wie irgend möglich zur Wahlurne
gelockt werden. Das garantiert allein die Verbindung des
Volksentscheids mit der Europawahl. Wer wie Wowereit bockig darauf
beharrt, den Entscheid ein paar Wochen vorzuziehen, hat dafür keine
einleuchtenden Gründe. Der trickst, manipuliert und verschwendet viel
Geld in einer armen Stadt. Und wer sagt eigentlich, dass, je mehr
Berliner am 7. Juni zur Wahlurne schreiten, die Chancen allein für
Pro Reli steigen?
Selten war das Vertrauen Klaus Wowereits in seine vermeintliche
Klientel so gering wie in diesen Tagen. Und bereuen könnte er seine
Anti-Reli-Trickserei auch noch: 2013, wenn er als Kanzlerkandidat in
weniger gottlosen Regionen Deutschlands auf Stimmenfang gehen will.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

182499

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Abwrackprämie Halle (ots) - Anders als bisher bei der Bankenrettung zeigt die Abwrackprämie für Altfahrzeuge schnelle Wirkung. Die Politik wird für ihr Vorgehen sicher Applaus erhalten. Der Preis dafür ist allerdings zu hoch. Wenn fahrtüchtige Fahrzeuge auf Staatskosten verschrottet werden, ist dies nichts anderes als das Schreddern von Steuergeldern. Es muss nämlich bezweifelt werden, dass es sich bei dem Absatzeinbruch um eine kurze Durststrecke handelt, die mit einem Nachfrageschub überbrückt werden kann. Die Branche hat in den letzten Jahren ihre mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama Bielefeld (ots) - Eine beeindruckende Amtseinführung, ein atemberaubender Schnellstart im Weißen Haus: US-Präsident Barack Obama legte eine politisch wie publizistisch erfolgreiche Auftaktwoche vor, wie sie besser nicht hätte verlaufen können. Nicht einmal der verstolperte Amtseid konnte den grandiosen Lauf stoppen. Ganz klar: wäre das gleiche Missgeschick George W. Bush unterlaufen, es wäre das gefundene Fressen aller Michael Moores dieser Welt - und davon gab es reichlich - geworden. Nein, die Flitterwochen mit den Medien halten noch mehr...

  • Rheinische Post: Lehrer-Streik mit Beigeschmack Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Der Streik-Aufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an die angestellten Lehrer ist eine gezielte Drohgebärde vor Beginn der neuen Tarifrunde am Montag in Berlin. Gegen so einen Warnstreik wäre wenig zu sagen, wenn die geplante Demonstration für mehr Geld in unterrichtsfreier Zeit anberaumt worden wäre. Doch die GEW will dafür Unterricht ausfallen lassen, und das gibt der Sache einen üblen Beigeschmack. Sicher: Welcher Pennäler ginge nicht ein oder zwei Stündchen eher nach Hause? mehr...

  • Rheinische Post: Obamas Blitzstart Düsseldorf (ots) - Von Matthias Beermann Barack Obama hat die Zeit seit seiner Wahl im November offenbar gut genutzt, um sich auf einen Blitzstart vorzubereiten. Kaum jemals hat ein neu ins Amt eingeführter US-Präsident in seinen ersten Arbeitstagen im Oval Office ein solches Pensum abgespult. Und selten hat ein amerikanischer Präsident sich dabei so sehr auf die Außenpolitik konzentriert. Als allererstes setzte Obama die Verfahren in Guantanamo aus. Ein erster Schritt, um diese Schande zu tilgen, die den Ruf Amerikas weltweit beschädigt mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zum Fall Mannichl/Passau: Weiden (ots) - "Dubios, verworren, seltsam. Der Fall des Polizeidirektors Alois Mannichl wird zur unendlichen Geschichte, auf deren Finale man wohl vergeblich warten wird. Am Anfang heftige Betriebsamkeit, unterdessen kleinlautes und betretenes Schweigen. Was zunächst in aller Eile hinausposaunt wurde, entpuppt sich mehr und mehr als Luftballon, der laut zerplatzt, den Behörden in den Ohren dröhnt und sie in eine Ecke der Hilflosigkeit rückt. (...)" Originaltext: Der neue Tag Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70539 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht