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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Putin/Dresdner Orden -

Geschrieben am 16-01-2009

Leipzig (ots) - Von Sven Heitkamp. Wenn Dresdens Semperopernball
in der internationalen Liga mittanzen will, sind die Dirigenten gut
beraten, sich hochkarätige Stars einzuladen. Publicity tut nicht nur
dem Fest gut, sondern auch dem Freistaat und seiner Landeshauptstadt.
Doch Publicity sollte nicht zu jedem Preis erkauft werden - und die
Integrität der mit dem Sächsischen Dankesorden Geehrten sollte über
jeden Zweifel erhaben sein. Doch genau das ist bei Wladimir Putin
leider nicht der Fall.
Nicht nur, dass die Organisatoren erst händeringend eine Begründung
für den russischen Premier suchen mussten, und am Ende beim
sächsisch-russischen Kulturaustausch landeten. Putin ist angesichts
seiner militaristisch-geheimdienstlich geprägten Politikkarriere eine
höchst ambivalente Besetzung für die Ehrung. Man mag dem einstigen
Major des KGB sein ehrliches - und auch strategisch begründetes -
Bemühen um ein gutes Verhältnis zu Deutschland zu Gute halten. Seine
in fließendem Deutsch gehaltene Rede im deutschen Bundestag 2001 ist
ein nachhaltiger Beleg dafür.
Doch beim bunten Abend im Dreivierteltakt kann eben nicht vergessen
werden, dass der Ex-Präsident jahrelang einen verbrecherischen Krieg
gegen Tschetschenien führte und Russland gegen ehemalige Nachbarn wie
zuletzt Georgien völlig unverhältnismäßige Mittel einsetzt. Der
Heilige Georg soll den Kampf für das Gute symbolisieren. Die getötete
russische Journalistin Anna Politkowskaja wäre damit die bessere
Adressatin für den Orden aus Dresden gewesen als ein Mann, der wegen
Menschenrechtsverletzungen gegen Kritiker wie Abtrünnige massiv in
der Kritik steht.
Als sein Einlader und Laudator war Ministerpräsident Stanislaw
Tillich damit auf heikler Mission. Wenn spitze Zungen vermerkten, auf
dem Ball spiele eine ehemalige Blockflöte zum Tanz für einen früheren
russischen Geheimdienstler, ist das zwar böse formuliert, geht in der
Sache aber nicht ganz fehl. Sicher mögen Tillich und Putin die
sächsisch-russischen Kontakte und die Städtepartnerschaft Dresdens
mit Sankt Petersburg pflegen. Eine Verbeugung in hochkarätigem Gold
muss es dennoch nicht sein. Der Semperopernball ist mit seiner Ehrung
zwar dem Ordenstitel "Adverso Flumine. Gegen den Strom" treu
geblieben. Seinem Image als kulturelles Erlebnis von internationalem
Rang hat er jedoch einen Bärendienst erwiesen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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