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Lausitzer Rundschau: 19 Jahre nach der Besetzung der Stasi-Zentrale in Berlin Ein Besuch mit Absicht

Geschrieben am 15-01-2009

Cottbus (ots) - Es war ein symbolträchtiger Besuch an einem
Jahrestag des Geschehens von 1990, den Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
gestern hinter sich brachte. Da schaute mit ihr zum ersten Mal jemand
als Regierungschef der Bundesrepublik auf die Aktenberge der
Staatssicherheit, der eine ganz persönliche Beziehung zu dieser
Ansammlung hat. Merkel weiß ganz genau, was da zusammengetragen
wurde, weil sie kennt, was über sie berichtet wurde in jenen Jahren,
in denen sie politisch unauffällig und damit wiederum für die
SED-Herrschaft zu auffällig als Wissenschaftlerin in der DDR lebte.
Dass sie sich einige Zeit ließ für den Besuch bei der Behörde, die
jetzt auch ihre Geheimnisse zu hüten hat, ist durchaus nicht
untypisch. Viele ihrer Alters- und Schicksalsgenossen machten sich
erst in den vergangenen Jahren auf den Weg zum Einblick in ein längst
vergangenes, aber deswegen noch lange nicht unwichtiges Leben, und
sie taten dies, wie Merkel ohne Zweifel auch, mit gemischten
Gefühlen.
Dass Merkel an dem Tag vorbeischaute, an dem vor 19.Jahren ein wilder
Haufen aus unterschiedlichsten Motiven die Stasi-Zentrale in Berlin
stürmte, war natürlich auch nicht Zufall. Es ist ein Signal der
Kanzlerin, mit dem sie auch ihre Wertschätzung dafür bekundet, was
von denen geleistet wurde, die der Firma Horch und Guck das
Konkursverfahren eröffneten. Denn mit dem Teil der erlebten
Geschichte kann sie sich sicher besser anfreunden als mit den
Spitzelberichten zu ihrer Person.
Es ist auch nicht zufällig, dass sich an solch einem Tag wieder
Zeitgenossen wie der letzte Innenminister der DDR, ein gewisser
Peter-Michael Diestel, melden und dann die Parolen von der versäumten
Vernichtung der Stasi-Papiere loswerden. Vielleicht würde man damit
auch Merkel einen persönlichen Gefallen tun. Denn der Gedanke, dass
das Giftzeug doch besser verschwindet, kommt ja fast jedem, der es am
eigenen Leib spürt. Aber Merkel ist klug genug zu wissen, dass die
eigene Akte auch Teil jener Zeugenschaft ist, zu der die verpflichtet
sind, die die Willkür der SED-Herrschaft zu ertragen hatte. Und es
ist beruhigend, eine Regierungschefin zu haben, die sich auch ganz
persönlich an die Abgründe eines Polizeistaates erinnert. Schon
deswegen - des ganz eigenen Eindrucks einer Kanzlerin wegen - hat es
sich gelohnt, die Akten zu sichern und zugänglich zu machen. Dass vor
19 Jahren an so eine Wende sicher keiner gedacht hat, kann auch
optimistisch stimmen. Es kommt manchmal nicht nur überraschend,
sondern auch besser als man denkt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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