(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Wahrheit über den Gesundheitsfonds - Kommentar

Geschrieben am 28-12-2008

Berlin (ots) - Man hätte die Uhr danach stellen können: Pünktlich
zum Start des ungeliebten Gesundheitsfonds sagen die Krankenkassen
wieder einmal den Weltuntergang voraus. Sie klagen über zu wenig Geld
und ergehen sich in düsteren Prognosen, wie viel knapper das Geld in
den kommenden Monaten noch werden wird. Es sind dieselben
Krankenkassen, die schon immer am Fonds herumgenörgelt haben. Es sind
auch zum Teil dieselben Kassen, die in Zeitungsanzeigen ihre
wirtschaftliche Stärke anpreisen und mit "umfassenden und stabilen
Leistungen" werben.
So schlimm kann die Lage also nicht sein. Etwas verbale Abrüstung
täte daher gut, denn das deutsche Gesundheitswesen steht nicht vor
dem Kollaps. Ein Blick ins Ausland genügt, um festzustellen, dass es
zu den besten der Welt gehört. Daran wird auch der Gesundheitsfonds
vorerst nichts ändern. Richtig ist allerdings, dass der Fonds die
Kassenlandschaft im nächsten Jahr gehörig umkrempeln wird. Das ist
die eigentliche Ursache für das Geschrei.
Für den größten Unmut sorgen die Zusatzbeiträge, die einige Kassen
womöglich im Laufe des nächsten Jahres nehmen müssen. Es handelt sich
dabei um zunächst kleine Euro-Beträge, von denen die Politik
behauptet, sie würden anzeigen, ob Kassen "gut" oder "schlecht"
wirtschaften. Das ist Unfug. Zusatzbeiträge können nämlich auch
entstehen, wenn eine Kasse mehr Geld ausgibt, um eine besondere - und
womöglich bessere - Versorgung zu bieten, indem sie mit Ärzten
besondere Verträge abschließt. Tatsächlich bedeuten diese Beträge für
viele Versicherte zunächst eine Belastung, zusätzlich zum hohen
einheitlichen Beitragssatz, den es ab Januar gibt. Trotzdem sollten
sie diese Beträge nüchtern betrachten und als das nehmen, was sie
sind: als Preissignal. Sie sollten sich anschauen, welche Leistung
sie dafür von ihrer Kasse bekommen, und entscheiden, ob sie damit
zufrieden sind. Wenn nicht, können sie die Kasse wechseln.
Zusatzbeiträge sind keine Katastrophe, sondern ein Indikator dafür,
dass Gesundheit etwas kostet. Wie viel, kann jeder - in Grenzen -
selbst entscheiden. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass viele
Krankenkassen ab Januar mit neuen Tarifen werben werden, bei denen
Versicherte Geld sparen können. Zusammen mit den zahlreichen
Zusatzversicherungen, die es jetzt schon gibt, können daraus
langfristig ganz individuelle Versorgungspakete werden, die sich
jeder zusammenstellen kann.
In einem Punkt ist die Kritik der Kassen am Zusatzbeitrag allerdings
gerechtfertigt: So, wie die große Koalition ihn konstruiert hat,
funktioniert er nicht. Weil er in der Summe begrenzt ist, können
Kassen im Extremfall ihren Finanzbedarf nicht decken. Dieser Fall
wird nach übereinstimmender Meinung von Experten so schnell nicht
eintreten. Union und SPD wissen das und sollten sich deshalb trauen,
hier nachzubessern. Sie würden dazu beitragen, das Vertrauen in den
Gesundheitsfonds zu erhöhen. Alles andere ist eine Frage der
Gewöhnung - für die Krankenkassen und die Versicherten.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

178594

weitere Artikel:
  • Kölnische Rundschau: Kommentar zum Gaza-Krieg: Aussichtslos / von Raimund Neuß Köln (ots) - Ehud Olmert, seit dem Herbst nur noch israelischer Ministerpräsident auf Abruf, führt sein Land zum Jahresende in einen neuen Krieg und macht dabei falsch, was er nur falsch machen kann. Zwar ist es prinzipiell legitim, gewaltsam auf die Raketenangriffe zu reagieren, mit denen israelische Zivilisten aus dem Gazastreifen heraus terrorisiert werden. Das Ausmaß der Reaktion aber ist völkerrechtlich und moralisch nicht vertretbar. Olmert stellt zudem die neue Führung seines Verbündeten USA, die in drei Wochen antritt, vor mehr...

  • Neues Deutschland: Bomben auf Gaza Berlin (ots) - Die Katastrophe in Gaza konnte jeder voraussehen, der es wissen wollte. Während die Hamas ihren politisch unvernünftigen und militärisch sinnlosen Raketenbeschuss intensivierte und die israelischen Drohungen darob immer unverhohlener wurden, ließen sich die Großmächte nicht davon abhalten, ihre vermeintlich auf gutem Wege befindliche Nahoststrategie zu feiern. Selten war Diplomatie zynischer.  In diesem Lichte sollten denn auch alle Reaktionen auf das Blutbad von Gaza gesehen werden. Den spontan in Beirut, Kairo und mehr...

  • RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zuu: Nahost Heidelberg (ots) - Die islamistische Hamas bekam, was sie wollte - kriegsähnliche Zustände im Gazastreifen. Um das zu erreichen, hat sie Israel mit ihren Raketen so lange gepiesackt, hat alle Warnungen in den Wind geschlagen, bis dem militärischen Riesen in Jerusalem die Nerven durchgingen. Und der Zwerg, der jeden Schritt zum Frieden in Nahost als eine Bedrohung seiner Existenz begreifen muss, kann seine fehlende militärische Kraft durch propagandawirksame Bilder verstümmelter Leichen ersetzen und den Nahen Osten, ja sogar die Weltmeinung mehr...

  • Westfalenpost: In der Kriegsfalle Hagen (ots) - Massive Angriffe auf den Gazastreifen Von Jörg Bartmann Der Gazastreifen ist der abermalige Beweis: Einen totalen Frieden gibt es nicht - das ist dem Krieg vorbehalten. Mit Toten, Leid, Kummer und Unverständnis. Israels scheidender Ministerpräsident Olmert wird es ebenso wissen, wie alle anderen Beteiligten an dem ewigen Dilemma im Nahen Osten: Militärisch lässt sich das Problem Gaza nicht lösen. Gleichwohl werden tonnenweise Bomben abgeworfen, schlagen Raketen in den israelischen Grenzgebieten ein. Die Falken haben sich mehr...

  • WAZ: Eskalation im Nahen Osten (I) - Israel blieb nur die Flucht nach vorn. Leitartikel von Gil Yaron, Tel Aviv Essen (ots) - Es bleibt fraglich, ob der massive Schlag Israels gegen die Hamas die Lage verbessern wird. Seit acht Jahren feuern palästinensische Terroristen Granaten und Raketen auf israelische Wohnorte. Der größten Militärmacht des Nahen Ostens ist es bisher nicht gelungen, eine Antwort auf den Beschuss zu finden. Ein Abwehrsystem oder Schutzbauten würden Milliarden kosten, die Raketen der Hamas nur wenige Dollar pro Stück. Die Hamas könnte den Staat in den finanziellen Ruin schießen. Die Antwort auf den Beschuss aus Gaza muss auf mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht