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Westdeutsche Zeitung: Georgien = von Alexander Marinos

Geschrieben am 18-08-2008

Düsseldorf (ots) - Was wären wir über Frankreichs Staatspräsident
Nicolas Sarkozy hergefallen, wenn er es gewagt hätte, der
Bundeskanzlerin derart in die Parade zu fahren, wie sie es nun
umgekehrt getan hat. Ihr Hinweis bei ihrem Georgien-Besuch, das Land
könne, wenn es wolle, Nato-Mitglied werden, war ein Fehler. Während
Sarkozy als EU-Ratspräsident bemüht ist, die Balance zwischen den
Konfliktparteien im Kaukasus zu halten, hat Angela Merkel dem
aggressiven georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili ein
unverhofftes Geschenk gemacht. Er hat in einem Anflug umfassbarer
Selbstüberschätzung offenbar auf zivile Ziele schießen lassen und
sein Land in einen Krieg getrieben, den nur einer gewinnen konnte:
Russland. Und dafür soll nun, quasi als Belohnung, die
Nato-Mitgliedschaft winken?
Natürlich war es notwendig, Russland die rote Karte zu zeigen. Moskau
ging es bei seiner maßlosen militärischen Reaktion weniger um
Humanität als darum, Einflussbereiche zu sichern und - wo möglich -
zu erweitern. Unbotmäßige Nachbarstaaten sollten eingeschüchtert
werden. Die USA sollten begreifen, dass sie auf der Welt nicht nach
Belieben schalten und walten können. Dass russische Truppen tief in
Georgien einmarschiert sind, um nun vielleicht, ganz langsam und nach
eigenem Ermessen, den Rückzug anzutreten, ist eine Demonstration
imperialen Machtstrebens, das partnerschaftlichen Beziehungen zum
Westen widerspricht.
Es besteht kein Zweifel: Russland hat sein Ansehen damit, wie es
US-Außenministerin Condoleezza Rice formuliert hat, ruiniert. Aber
das gilt doch auch für Saakaschwilis Georgien. Und es ist noch gar
nicht so lange her, da haben auch die USA ihr Ansehen ruiniert, als
sie nämlich völkerrechtswidrig und unter Vorspiegelung falscher
Tatsachen den Irak angriffen. Das bleibt unvergessen.
Deutschland sollte Seit' an Seit' mit den Franzosen Druck auf die
Konfliktparteien ausüben, ohne einer Partei zu drohen. Eine
Nato-Beitrittsperspektive für Georgien ist eine massive Drohung gegen
Russland, die kein einziges Problem löst. Im Gegenteil: Künftige
militärische Auseinandersetzungen wären geeignet, aus dem neuen
Kalten Krieg zwischen der Nato und Russland einen heißen zu machen.
Das ist Herr Saakaschwili nicht wert.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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