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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 26. Juli 2008 die jüngste Studie zum Schülerwissen über die DDR:

Geschrieben am 25-07-2008

Bremen (ots) - Diktatur als Doppelstunde
von Joerg Helge Wagner
Man wird es nicht schaffen, auch nur einen Abend quer durchs
bundesdeutsche TV-Angebot zu zappen, ohne mit der NS-Zeit
konfrontiert zu werden. Bei der darauf folgenden deutschen Diktatur,
die gut dreimal so lange währte, sieht es schon anders aus: "Das
Leben der anderen", "Der Tunnel" oder "Die Frau vom Checkpoint
Charlie" sind einsame Glanzlichter, vor allem zur Unterhaltung eines
Massenpublikums produziert. Dokumentationen über den ganz
alltäglichen Terror der Stasi, Täter wie Opfer bekommt man noch
seltener zu sehen.
Vielleicht - das sei den Programmdirektoren zugestanden - weil die
Zustände in der DDR im Westen immer schon nur eine Minderheit
wirklich interessiert haben. Zumeist diejenigen, die ohnehin
überdurchschnittlich informiert waren, weil sei "drüben"
Verwandtschaft hatten. Zudem trifft das, was Hannah Arendt einst über
den braunen Schreibtisch-Massenmörder Adolf Eichmann sagte, auf das
SED-Regime noch viel mehr zu: die "Banalität des Bösen". Am Ende
waren zwar Ruinen und beträchtliche Umweltschäden zu besichtigen,
aber eben keine Leichenberge und Massengräber, keine ausradierten
Städte, keine Flüchtlingsströme. Einen Film wie "Der Untergang"
könnte man über das Ende der DDR nicht drehen. Diese graue Diktatur
welkte einfach dahin, weil ihr das Tauwetter von Glasnost und
Perestroika nicht bekam.
Das ist wenig "sexy" für Film und Fernsehen, zugegeben. Erschütternd
ist aber, dass man offenbar in den meisten Kultusministerien die
gleichen Maßstäbe angelegt hat wie in den Intendanzen der Sender: Man
handelt die DDR als Doppelstunde ab - und nicht als Fortsetzung der
deutschen Katastrophe. Vor diesem Hintergrund muss man die Ergebnisse
der Studie der Freien Universität Berlin betrachten. Dass die
Verklärung in den Ost-Bundesländern besonders stark ist, verwundert
nicht: Hier wirken vielfach noch Lehrer, die quasi von Margot
Honecker handverlesen wurden. Und für die DDR gilt wie für alle
Diktaturen: Wer wenig über sie weiß, beurteilt sie positiver - mit
allen negativen Folgen für die Gegenwart.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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