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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Tiefensee-Plänen

Geschrieben am 18-07-2008

Leipzig (ots) - Von Martin WachtelbornFalsches LichtenKennen Sie
Bohmte? Wohl kaum, wenn Sie ein ganz gewöhnlicher Autofahrer sind.
Haben Sie sich jedoch dem Kampf gegen den vermeintlich zu dichten
Schilderwald entlang Deutschlands Straßen verschrieben, dürfte Ihnen
die Kleinstadt in der Nähe von Osnabrück etwas sagen - als Paradies
inSachen Verkehrszeichen. Denn das Zentrum des Ortes ist seit Mai
frei von jeglichen Schildern; die Regelung der Vorfahrt etwa ist
Autofahrern und Fußgängern selbst überlassen.
Davon freilich ist Bundesverkehrsminister WolfgangTiefensee (SPD)
weit entfernt. 22 Zeichen sind es lediglich, die die Bundesregierung
aus der Straßenverkehrsordnung nehmen will - der ADAC spricht von
ungefähr 600 Schildern und Zeichen in Deutschland, vom Leitpfosten
bis zum Grünen Pfeil. Und der Blick auf die Streich-Kandidaten gibt
den Experten imVerkehrsministerium zunächst einmal Recht: Die blauen
Richtzeichen wie etwa Autobahnhotel, Autobahnkiosk oder
Autobahngasthaus sind mindestens bereits so lange entbehrlich wie die
entsprechenden Einrichtungen aus der Mode sind. Und auch die Schilder
zu Richtgeschwindigkeit, Fußgängerunterführung und dem
Wanderer-Parkplatz braucht eigentlich niemand. Die Ordnung in
Deutschland wird nicht augenblicklich ins Trudeln geraten, wenn an
letzterem Haltepunkt künftig auch Fahrräder entladen oder nur
Pinkelpausen eingelegt werden.
Bei einigen Schildern jedoch liegt das Tiefensee-Ministerium falsch.
"Entbehrlich oder irreführend" seien unter den geschätzt 20 Millionen
Verkehrszeichen deutschlandweit jene, die ab 2009 abgebaut werden
sollen. Auf Gefahren-Dreiecke wie etwa Schnee- oder Eisglätte, Split
und Steinschlag trifft diese Begründung für das Lichten des
Schilderwaldes jedenfalls in keinem Fall zu. Es sei denn, die
Ministeriellen haben hellseherische Fähigkeiten - und wissen bereits
jetzt, dass in Deutschland nie wieder Schnee fallen wird oder an
Baustellen keine Steinchen mehr fliegen, weil der klamme Staat bald
Bau und Sanierung des Straßennetzes einstellt. Momentan jedoch haben
die zur Ausmusterung bestimmten Schilder weiter ihre Berechtigung:
Woher beispielsweise soll ein Fremder sonst wissen, dass die
Rechtskurve hinter einem niederbayerischen Weiler besonders schnell
vereist? Oder wie überhaupt diesen Ort finden, wenn laut Tiefensees
Plan auch innerörtliche Wegweiser-Schilder auf Recyclinghöfen landen
sollen - nicht alle Autobesitzer haben ein Navigationsgerät im
Armaturenbrett oder werden vom Chauffeur durchs Land gefahren.
Wieso der Verkehrsminister gerade die nun vorgestellte
Schilder-Auswahl eliminieren will und warum gerade jetzt, bleibt
deshalb offen. Die Begründung aus der Hauptstadt erfüllt jedenfalls
keinerlei objektiv nachprüfbare Kriterien. Eines sollte in der
Debatte um den Bestand im Schilderwald allerdings nicht vergessen
werden: Wenn sich subjektiv niemand an ein Schild hält, ist auch ein
objektiv wichtiges Gefahrensymbol unnütz - und kann getrost in der
Metall-Verwertung enden.
@m.wachtelborn@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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