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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 5. Juli 2008 das Vorhaben, professionelle Sterbehilfe strafbar zu machen:

Geschrieben am 04-07-2008

Bremen (ots) - Kirche statt Kadi
von Joerg Helge Wagner
Ist Suizid strafbar? Natürlich nicht - mit welcher Strafe sollte man
ihn denn belegen? Auch der versuchte "Selbstmord" interessiert die
Staatsanwälte nicht. Klar: Mordmerkmale wie Heimtücke oder niedrige
Beweggründe kann man ausschließen, wenn Täter und Opfer identisch
sind - der ganze Begriff "Selbstmord" ist ein diskriminierender,
moralisierender Quatsch. Gleichwohl zerbrechen sich nun Politiker von
Schwarz bis Rot den Kopf, wie man die Beihilfe zum Suizid doch noch
unter Strafe stellen kann - zumindest, wenn sie gewerbs- und/oder
vereinsmäßig betrieben wird.
Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um aktive Sterbehilfe, etwa durch
Spritzen einer Überdosis - das wird längst mit Haft bestraft, selbst
wenn es auf ausdrückliches Verlangen des Sterbewilligen geschieht.
Die Beihilfe aber, bei der der Sterbewillige den allerletzten Schritt
selbst ausführt, ist für den "Täter" juristisch weitgehend
ungefährlich, solange sich alles im privaten Bereich abspielt. Da ist
es sogar unerheblich, ob der nahe Angehörige auch Alleinerbe des
Verblichenen ist. Hauptsache, er hat nach seiner finalen Hilfreichung
auch den Notarzt angerufen. Ob das nun rechtzeitig geschehen ist oder
doch knapp zu spät - diese Ermittlung wird ergebnislos enden.
In einem Land, das sich ausgiebigst solchen Problemen widmen kann,
dürfte eigentlich niemand so verzweifeln, dass er nur noch sterben
möchte. Dennoch finden Leute wie Julius Hackethal oder Roger Kusch -
zweifellos keine Sympathieträger - ihre Kundschaft. Warum vertrauen
sich Menschen diesen Typen an, warum pilgern Bundesbürger in die
Schweiz, um sich von Vereinen wie Dignitas ins Jenseits schicken zu
lassen? Weil sie es wollen. Weil sie wissen, dass unser
Gesundheitssystem zwar mies, aber allemal in der Lage ist, auch das
jämmerlichste Vegetieren dramatisch zu verlängern. Weil es "Fälle"
gibt, die so grauenvoll sind, dass weder Palliativmedizin noch
Hospize Hoffnung geben können.
Die Politik sollte die Kirche im Dorf lassen - und das Problem in der
Kirche, denn dort gehört es hin und nicht vor Gericht. Dann mögen
sich die Frommen damit plagen, aber bitte den Rest der Gesellschaft -
wahrscheinlich die Mehrheit - mit ihren Ansichten in Ruhe lassen. Vor
allem jene, die nicht nur den Glauben an Gott, sondern auch an den
Sinn ihres Lebens verloren haben.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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