(Registrieren)

WAZ: Türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates warnt vor Viel-Ehe und Zwangsheirat bei Hochzeit ohne Standesamt / SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz kündigt Korrekturen des Gesetzes an

Geschrieben am 04-07-2008

Essen (ots) - Die "Hochzeit ohne Standesamt" weckt große
Befürchtungen. "In Deutschland werden der muslimischen Viel-Ehe und
der Zwangsheirat Tür und Tor geöffnet", sagte die türkische
Frauenrechtlerin Seyran Ates der in Essen erscheinenden Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung (WAZ, Samstagausgabe). Die Rechtsanwältin
bestätigte, dass mit der Reform des Personenstandsrechts, die ab
Januar 2009 kirchliche und staatliche Eheschließung rechtlich
nebeneinander stellt, die sogenannte Imam-Ehe in Deutschland
legalisiert wird. "Hier kann künftig legal praktiziert werden, was in
der Türkei verboten ist."
Bei der Reform des Personenstandsrechts waren 2007 weithin unbemerkt
zwei Paragrafen gestrichen worden, nach denen vor kirchlichen
Trauungen und "religiösen Feierlichkeiten einer Eheschließung" eine
standesamtliche Ehe geschlossen werden musste. Ab 2009 gilt das für
alle Religionen nicht mehr, wie das bei der Reform federführende
Innenministerium von Wolfgang Schäuble (CDU) auf Anfrage bestätigte.
"Für diese Reform fehlt mir jedes Verständnis", sagte Ates. Sie
berge ausschließlich Nachteile für Frauen und Kinder, die in rein
religiös geschlossenen Ehen meist weitaus weniger rechtliche
Absicherung hätten als in staatlichen Ehen. "Das ist ein
schrecklicher Rückschritt in einem Land, das gerade 50 Jahre
Gleichberechtigung feiert", sagte Ates. Der muslimische Glaube
erlaube einem Mann vier Ehen, und Zwangsheiraten würden beim Wegfall
der standesamtlichen Meldepflicht in jedem Fall erleichtert.
Bei SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz gingen "die Warnlampen an".
Zwar wurden Verstöße gegen die Regelung "Standesamt vor Kirche" seit
vielen Jahren rechtlich nur als Ordnungswidrigkeit begriffen. "Aber
es war vollkommen selbstverständlich geworden, zuerst die
standesamtliche Trauung zu vollziehen", sagte Wiefelspütz der WAZ. Er
kann sich den Wegfall der Paragrafen nur als Versehen erklären. "Da
ist uns etwas durchgegangen."
Wiefelspütz befürchtet neben der Problematik von Mehr-Ehen und
arrangierten Ehen auch mit dem Blick auf Sekten ernsthafte
Schwierigkeiten für Frauen und Kinder. "Wenn ein Bruchteil der
Befürchtungen, die man haben kann, Wirklichkeit wird, dann erleben
wir einen massiven Rückfall in Zeiten, die wir lange hinter uns
haben." Nach der Sommerpause werde sehr ernsthaft über eine Korrektur
der Reform noch in diesem Jahr zu reden sein. "Der Gesetzgeber kann
schnell sein, wenn er will."

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

146658

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 5. Juli 2008 das Vorhaben, professionelle Sterbehilfe strafbar zu machen: Bremen (ots) - Kirche statt Kadi von Joerg Helge Wagner Ist Suizid strafbar? Natürlich nicht - mit welcher Strafe sollte man ihn denn belegen? Auch der versuchte "Selbstmord" interessiert die Staatsanwälte nicht. Klar: Mordmerkmale wie Heimtücke oder niedrige Beweggründe kann man ausschließen, wenn Täter und Opfer identisch sind - der ganze Begriff "Selbstmord" ist ein diskriminierender, moralisierender Quatsch. Gleichwohl zerbrechen sich nun Politiker von Schwarz bis Rot den Kopf, wie man die Beihilfe zum Suizid doch noch unter Strafe mehr...

  • Westfalenpost: Düsteres Gewerbe Bundesrat debattiert über Suizidhilfe Hagen (ots) - Von Winfried Dolderer Möchte man in einer Gesellschaft leben, in der Leute vom Schlage eines Roger Kusch ungehindert ihrem Gewerbe nachgehen? Smarte Todesadvokaten mit Samariter-Maske, bei denen man das sanfte Sterben als Dienstleistung bekommen kann wie den Haarschnitt beim Friseur? Was wären die Folgen, wenn dieses düstere Geschäftsmodell Zukunft hätte? Wie überall im Wirtschaftsleben würde wohl auch hier das Angebot sich seine Nachfrage schaffen. Mehr Menschen als bisher, die mit dem Gedanken spielen, ihrem Leben mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung berichtet in ihrer morgigen Ausgabe u. a. über folgendes Thema: Internationaler Denkmalpflegepreis für Bernauer Bauhaus-Schule Frankfurt/Oder (ots) - Die Architekten Winfried Brenne und Franz Jaschke erhalten für die Restaurierung der früheren Schule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau den erstmals verliehenen Knoll Modernism Prize. Wie die in Frankfurt (Oder) erscheinende Märkische Oderzeitung berichtet, wird der Preis vom World Monuments Fund mit Hauptsitz in New York vergeben. Wie die Märkische Oderzeitung unter Berufung auf Angaben der Stiftung weiter mitteilt, werden mit dem Preis Arbeiten ausgezeichnet, die einen herausragenden Beitrag mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Nicht ohne Risiken Mainz (ots) - Florian Giezewski zu Verkehrsleitsystemen Mit dem konsequenten Ausbau von Autobahnen und der Nutzung moderner, EDV-gesteuerter Leitsysteme ist man in der Lage, Staus auf Fernstraßen zu verhindern. Dabei reicht es oftmals schon aus, dass die Systeme die Autofahrer frühzeitig zu einer niedrigen Geschwindigkeit zwingen, um vor Ballungsräumen einen Rückstau zu vermeiden. Dass damit das Unfallrisiko sinkt, ist unumstritten. Ein weiteres Mittel ist die zeitweise Freigabe von Seitenstreifen. Dies hat aber nicht nur positive mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Theater der Welt Halle (ots) - Bleiben sollte von diesem Festival zunächst die Erkenntnis, dass sich Kultursponsoring tatsächlich bezahlt machen kann. Die überregionale Aufmerksamkeit, die Halle in diesen zweieinhalb Wochen gewonnen hat, wiegt mehr als manche kostspielige Image-Kampagne. All jene Unternehmen und Institutionen, die den überdurchschnittlich hohen Anteil an privater Finanzierung mitgetragen haben, dürfen sich zu den Gewinnern dieses Festivals zählen. "Theater der Welt" hätte zu keinem besseren Zeitpunkt als in der gegenwärtigen Debatte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht