Vaatz: Rostocker Erklärung der CDU Ost-MdB
Geschrieben am 29-05-2006 |   
 
    Berlin (ots) - Zusammen mit dem CDU-Landesvorsitzenden von  Mecklenburg-Vorpommern Jürgen Seidel stellt heute der für den Aufbau  Ost zuständige Stellvertretende Vorsitzende der  CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Sprecher der Abgeordneten aus den  neuen Bundesländern, Arnold Vaatz MdB, die anlässlich einer  Klausurtagung der ostdeutschen CDU-Bundestagsabgeordneten  verabschiedete Rostocker Erklärung vor:
     Seit der Wiedervereinigung Deutschlands sind beachtliche Erfolge  beim Aufbau Ost erzielt worden: Die Wettbewerbsfähigkeit  Ostdeutschlands ist gestiegen, die Exportquote ist gewachsen und es  sind regionale Wachstumskerne mit Ausstrahlung in die ländlichen  Räume entstanden.
     Es muss jedoch auch festgestellt werden, dass der Aufholprozess  seit Mitte der neunziger Jahre ins Stocken geraten ist: Eine immer  noch hohe Arbeitslosigkeit, die Abwanderung der jungen  Erwerbsbevölkerung und zahlreiche am Rande der Zahlungsfähigkeit  stehende Kommunen sind nur einige der negativen Auswirkungen.
     Die zunehmende Gewaltbereitschaft und die Zahl von rechts- und  linksextremistischen Straftaten, insbesondere aber die rassistischen  Überfälle auf unsere Mitbürger in den letzten Wochen, sind Tendenzen  denen wir entschieden entgegentreten.
     Umso mehr muss die Bundespolitik daher die Sorgen der Menschen in  Ost und West um die weiteren Perspektiven der wirtschaftlichen  Entwicklung in den neuen Ländern wieder stärker aufgreifen. Jetzt  kommt es darauf an, so schnell wie möglich konkrete Maßnahmen  umzusetzen, die Wachstum ermöglichen und damit den Menschen in den  neuen Ländern Beschäftigungschancen eröffnen.
     Demographischem Wandel rechtzeitig gegensteuern Insbesondere die demographische Entwicklung stellt die neuen Länder  vor eine große Herausforderung. Betrug bereits der  Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland zwischen 1990 und 2004 7,5  Prozent, so werden mittelfristig bis zum Jahr 2020 ein weiterer  Bevölkerungsverlust von 10 bis 15 Prozent und langfristig bis zum  Jahr 2050 von 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2002 prognostiziert. Die  Abwanderung insbesondere junger und gut ausgebildeter Menschen  verschärft das Problem.
     Angesichts dieser dramatischen demographischen Entwicklung in  weiten Teilen Ostdeutschlands muss der Bund die neuen Länder mit  geeigneten Konzepten unterstützen. Dies gilt insbesondere auch  deshalb, weil in den alten Bundesländern mit gewisser Zeitverzögerung ähnliche Probleme auftreten werden.
     Gesicherte Mittelausstattung durch Umsetzung des Solidarpaktes II Um die dazu erforderlichen stabilen Förderstrukturen zu  gewährleisten, ist eine verlässliche und langfristige  Mittelausstattung notwendig. Es wird daher begrüßt, dass sich die  diese Bundesregierung tragenden Koalitionsparteien im  Koalitionsvertrag zur Einhaltung der Mittelzusagen des Bundes im  Rahmen des Solidarpaktes II verpflichtet haben. Damit hält sich der  Bund an seine bereits getroffene Zusage, für den Aufbau Ost im  Zeitraum von 2005 bis 2019 den neuen Ländern in Korb I 105 Milliarden Euro und in Korb II 51 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen.
     Um eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung zu ermöglichen, ist  jedoch eine umgehende Neuorientierung erforderlich. Der Solidarpakt  II ist wachstumsorientiert auszurichten.
     Damit die neuen Länder über die erforderliche Planungssicherheit  verfügen können, müssen der Bund und die neuen Länder bis zum Herbst  diesen Jahres die Verwendungskriterien der Mittel aus dem Korb I  definieren, die für den Korb II relevanten Politikfelder abstimmen  und die Zuordnung der EU-Strukturfondsmittel zwischen dem Bund und  den Bundesländern klären.
     Mit der gerade erfolgten ersten Lesung eines  Investitionszulagengesetzes 2007 hat die Regierungskoalition bereits  mit der Umsetzung des Solidarpaktes II begonnen.
     Die Verlängerung der Investitionszulage, die eines der zentralen  Instrumente zur Förderung des Aufbaus der ostdeutschen Wirtschaft  darstellt, ist ein wichtiges Signal und gibt den potentiellen  Investoren in den neuen Bundesländern Rechtssicherheit. Die  Fortschreibung dieses Gesetzes fördert auch zukünftig  wachstumsrelevante Investitionen, die Arbeitsplätze schaffen. In einem weiteren Schritt muss bei der jetzt anstehenden  Verabschiedung des Bundeshaushaltes sichergestellt werden, dass die  Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen  Wirtschaftsstruktur", wie im Koalitionsvertrag vereinbart, in der  aktuellen und mittelfristigen Finanzplanung in gleicher Höhe  fortgesetzt sowie die Gemeinschaftsaufgabe "Agrarstruktur und  Küstenschutz" auf bisherigem Niveau fortgeführt werden.
     Zielgerichtete Beschäftigungspolitik Die Reduzierung der Arbeitslosigkeit ist das zentrale Ziel des Aufbau Ost. Die Arbeitslosigkeit hat sich in den neuen Ländern verfestigt  und ist im Durchschnitt mit 18,8 Prozent im Jahr 2005 doppelt so hoch wie in den alten Ländern. Die bisherigen Reformen am Arbeitsmarkt können höchstens als ein  erster Schritt angesehen werden. Insbesondere die Kostenexplosion im  Zusammenhang mit dem Arbeitslosengeld II ist sehr bedenklich. Deshalb ist bei der anstehenden Novelle darauf zu achten, dass die bisherigen Fehlanreize im Leistungsangebot abgebaut werden. Für alle, insbesondere auch für gering Qualifizierte muss ein Weg in  Beschäftigung und Qualifizierung geebnet werden. CDU und CSU haben  sich grundsätzlich für die Einführung eines Kombi-Lohn-Modells  ausgesprochen. Es ist nun an der Zeit, dass die Bundesregierung, wie  im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Arbeitsgruppe einrichtet, die  die Einführung eines Kombi-Lohn-Modells prüft. Dabei müssen  insbesondere die in den neuen Bundesländern mit Leistungsmissbrauch  gemachten Erfahrungen berücksichtigt werden.
     88 Prozent der Unternehmen in Ostdeutschland haben weniger als 20  Beschäftigte. Die Einführung eines Mindestlohnes würde viele dieser  Unternehmen gefährden und damit zum Wegfall weiterer Arbeitsplätze in den neuen Ländern führen. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit muss bei der Verteilung der  Bundesmittel der überproportionale Anteil der Mittel für die  Eingliederung von ALG II-Empfängern an die neuen Bundesländer auch  zukünftig aufrechterhalten werden.
     Durch die Schaffung von Rahmenbedingungen für den nachhaltigen  Anbau, die energetische und stoffliche Nutzung von nachwachsenden  Rohstoffen können enorme Beschäftigungspotenziale im ländlichen Raum  eröffnet werden. Die nachhaltige Stärkung der touristischen und  kulturellen Strukturen dient dabei vor allem dazu, Arbeitsplätze zu  sichern und neue zu erschließen.
     Unternehmens- und Innovationsstandort Ost durch effiziente  Strukturpolitik stärken Der weitere Ausbau der Infrastruktur ist eine zentrale Voraussetzung  für mehr Wachstum in den neuen Ländern. Denn gegenwärtig hat  Ostdeutschland nicht nur die infrastrukturellen Defizite der Teilung  zu beseitigen, sondern auch im Zuge der EU-Erweiterung zusätzliche  Verkehrsströme zu bewältigen. Deshalb sind die Verkehrsprojekte  "Deutsche Einheit" schnellstmöglich abzuschließen. Die längst fälligen ICE-Trassen VDE Nr. 8.1 von Nürnberg nach Erfurt  und Nr. 8.2 von Erfurt nach Halle/Leipzig müssen, wie angekündigt,  bis 2016 gebaut sein. Vordringlich ist die Realisierung des  Bahn-Projektes Sachsen- Franken- Magistrale von Dresden über  Chemnitz, Plauen und Hof nach Nürnberg. Die A 14 besitzt eine  elementare Lückenschluss- und Entlastungsfunktion für die neuen  Bundesländer und muss daher schnellstmöglich fertig gestellt werden.  Der weitere Ausbau der B 96 von Süd nach Nord muss konsequent  fortgesetzt werden. Damit die neuen Bundesländer die Chancen, die  sich aus der enormen Wirtschaftsentwicklung im Ostseeraum ergeben,  nutzen können, muss das Ten-Projekt Nr. 1  (Palermo-Verona/Mailand-München-Leipzig-Berlin) bis nach Rostock bzw. Stralsund/Sassnitz verlängert werden. Für den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur brauchen die neuen  Länder auch zukünftig Öffnungs- und Experimentierklauseln, die  vereinfachte und damit schnellere Verwaltungsverfahren ermöglichen.  Eine Erfolgsgeschichte ist insoweit das zunächst in den neuen Ländern erprobte Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz, das jetzt, wie im Koalitionsvertrag versprochen, als  Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz bundesweite Geltung  erhalten soll.
     Ein Schwerpunkt ist bei der Innovations- und Forschungsförderung  zu setzen. Die Industrieforschungsinitiative "Unternehmen Region" ist ein gutes Beispiel dafür, wie klein- und mittelständische ostdeutsche Unternehmen durch geeignete Fördermaßnahmen gestärkt und in  innovative Netzwerke der Wissenschaft eingebunden werden können. Auch an den im Rahmen der "High-Tech-Strategie Deutschland" für  Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bereit gestellten 6 Milliarden  Euro müssen die neuen Länder angemessen beteiligt werden. Dies gilt  auch bei der Ansiedlung neuer internationaler Großgeräte.
     Unterstützung für Opfer der SED-Diktatur Die Aufarbeitung unserer jüngsten Geschichte wird mit der 7. Novelle  des Stasi- Unterlagen- Gesetzes forciert. Es ist eine Frage unseres Demokratieverständnisses und  Gerechtigkeitsempfindens, endlich angemessen und sichtbar den Einsatz und das Handeln der Opfer des SED-Regimes zu würdigen. Sie haben sich unter einer menschenverachtenden Diktatur für unsere heutige  rechtsstaatliche und freiheitliche Grundordnung eingesetzt und dabei  Repressionen bis hin zu langjährigen Haftstrafen erleiden müssen. In  diesem Zusammenhang ist es völlig inakzeptabel, dass in den letzten  Jahren durch die Umsetzung von Gerichtsentscheidungen im Versorgungs- und Rentenrecht die Gerechtigkeitslücke zwischen Verfolgten und  Verfolgern zu Ungunsten der Opfer weiter vergrößert worden ist.
     Deshalb will die CDU/CSU-Bundestagsfraktion noch in diesem Jahr,  wie im Koalitionsvertrag bereits benannt, eine SED-Opferpension  einführen. Denn nur ein solcher Pensionsanspruch kann den Opfern des  SED-Regimes endlich - wenn auch spät - Genugtuung für erlittenes  Unrecht, Verfolgung und Behördenwillkür geben und sie für ihren  Einsatz für Demokratie und Freiheit würdigen.
  Originaltext:         CDU/CSU - Bundestagsfraktion Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7846 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7846.rss2
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