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Westdeutsche Zeitung: Mit Schwans Kandidatur manövriert sich die SPD ins Abseits = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 26-05-2008

Düsseldorf (ots) - Gesine Schwan hätte besser für den
SPD-Parteivorsitz kandidieren sollen. Die Präsidentin der
Europa-Universität in Frankfurt/Oder bringt zumindest alles mit, was
die Partei an Kurt Beck so schmerzlich vermisst: Einen politischen
Kompass, eine überzeugende Rhetorik und einen entwaffnenden Humor.
Das sind zwar Eigenschaften, die zweifellos auch gute Voraussetzungen
für das Amt des Bundespräsidenten sind. Je länger der Dauerwahlkampf
um das Amt des unparteiischen Staatsoberhaupts dauern wird, umso
schmerzhafter könnte die SPD-Kandidatin mit ihrer gewinnenden Art
aber auch die Schwächen des eigenen Parteivorsitzenden offenlegen.
Ein mittelbares Risiko, das Kurt Beck nach dem ersten gemeinsamen
Auftritt gestern schon erahnen mag.
Einstweilen aber strahlen die SPD und ihr Vorsitzender befreit.
Nachdem in den vergangenen Tagen der Blick auf eine ausein-ander
brechende Große Koalition die Debatten um Schwans Kandidatur bestimmt
hatte, rückt endlich die Kandidatin und ihre überzeugende Erscheinung
ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der SPD, die geprügelt von
Umfragetief zu Umfragetief stolpert, wird diese moralische Instanz
ganz sicher gut tun.
Den kardinalen strategischen Fehler, den die Partei mit der
Gegenkandidatur zu Horst Köhler begangen hat, kann aber eine noch so
brillante Kandidatin nicht auflösen. Die SPD wird den Makel nicht
mehr los werden, entgegen ihren Beteuerungen doch auf ein
rot-rot-grünes Bündnis in Deutschland zu setzen. Dieses
Glaubwürdigkeitsproblem hat sich auch Gesine Schwan wie einen Virus
eingefangen: Sie kann nicht gegen eine Koalition mit der Linkspartei
sein - und sich doch von dieser wählen lassen. Da helfen auch keine
dialektischen Verrenkungen.
Machtpolitisch ist der neue Aufbruch der SPD ebenso fatal: Der CSU
liefert sie eine Steilvorlage dafür, in einem bayerischen
Lagerwahlkampf besser abzuschneiden als ihre miserable Form dies
eigentlich zulässt. So könnte sich die erhoffte Mehrheit in der
Bundesversammlung als Fatamorgana erweisen. Zudem treibt die SPD die
FDP in die Arme der Union zurück. Die Bereitschaft der Liberalen zu
einer Ampelkoalition ist mit der Kandidatur Schwans wieder auf den
Nullpunkt gesunken.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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