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WAZ: Abmahnung der Ökonomen - Gute Bildung sichert den Wohlstand - Leitartikel von Sigrid Krause

Geschrieben am 09-04-2008

Essen (ots) - Die letzte Mahnung kam vor sieben Monaten. Da
bescheinigte die OECD dem deutschen Bildungssystem dramatische
Mängel. Deutschland war unter 30 Industrienationen abgerutscht von
Platz 10 auf Platz 22, viel zu wenig junge Leute studierten. Kein
Wunder, dass Deutschlands Unternehmen händeringend, aber vergeblich
Ingenieure suchen, befand die OECD.

Nun legt die Organisation für wirtschaftliche und Zusammenarbeit
und Entwicklung "abgestimmte Empfehlungen" der 29 Mitgliedsländer
vor. Die Kritik am deutschen Bildungswesen klingt zunehmend
ungeduldig: Deutschland, sagt der Rest der Welt, verschleudert große
Bildungspotenziale, weil es seine Kinder - vor allem die
benachteiligten - zu spät und zu wenig fördert. Bekannte
Schwachstellen sind auch die frühe Aufteilung der Zehnjährigen auf
bis zu fünf Schulformen. Und die Hauptschule, die als "Restschule" in
die Sackgasse führe, sei abzuschaffen, fordert die OECD.

Das alles geht einigen Bildungspolitikern im Land wieder viel zu
weit. Auch das NRW-Schulministerium sieht sich eigentlich gut
aufgestellt etwa mit seiner Initiative zur frühen Sprachförderung
oder dem Recht auf individuelle Förderung. Strukturdebatten, so heißt
es aus Düsseldorf, führe man nicht, denn die führten zu nichts.

Adressat der Verbesserungsvorschläge aus Paris ist allerdings der
Wirtschaftsminister. Denn Bildungspolitik ist Wirtschaftspolitik,
mahnen Ökonomen seit Jahren. Nicht nur, weil qualifizierter Nachwuchs
aus Bildungsnationen wie Indien hergelockt werden muss. Ein Land, das
sich den Luxus leistet, fast jeden vierten Jugendlichen mit den
Kompetenzen von Viertklässlern in die Arbeitswelt zu entlassen, wird
später viel Geld für Sozialleistungen aufbringen müssen.

Individueller Wohlstand und nationales Wirtschaftswachstum eines
Landes sind untrennbar verbunden mit dem Bildungsstand der
Bevölkerung. Leider geht es auch damit bergab: Die heute 45- bis
64-Jährigen weisen bessere Bildungsabschlüsse auf als die 25- bis
34-Jährigen. Was heißt das für 2018? Die OECD wird eine weitere
düstere Zustandsbeschreibung in Berlin abliefern.

Oder? Vielleicht gelingt es ja auch konservativen Politikern
endlich, konstruktiv über die beste Bildung ihrer Landeskinder zu
streiten. Nicht aus dem Bauch heraus, sondern anhand valider Daten,
Fakten und Forschungsergebnisse. Die liegen längst vor - man muss sie
aber lesen und verstehen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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