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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Merkel/Israel

Geschrieben am 18-03-2008

Leipzig (ots) - Eine deutsche Bundeskanzlerin hält, vom Pult der
Knesset aus, in der Sprache der Täter eine Rede zur Zukunft der
deutsch-israelischen Beziehungen. Das war nicht nur deshalb mehr als
eine reine Geste, weil Merkel das repräsentiert, was einmal Helmut
Kohl falsch und zu früh als "die Gnade der späten Geburt" beschrieb.
Auf Deutschland kommt viel zu. Noch ist nicht klar, ob Merkel und die
Bundesrepublik sich der gewachsenen Verantwortung in einer
hochexplosiven Region überhaupt stellen wollen. Vom richtigen Umgang
mit der Vergangenheit einmal ganz abgesehen.
Angela Merkel, mit ihren praktischen DDR-Erfahrungen, kann auch
persönlich für das stehen, was Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen
bewirken können. Die Vision eines wiedervereinigten Deutschlands
wurde lange von vielen nicht ernst genommen. Sie war nahezu
unglaublich. Die Menschen haben die Vision wahr werden lassen. Gut,
dass die Kanzlerin in der Knesset darüber gesprochen hat. In der
verschachtelten Wirklichkeit im Nahen Osten ist alles noch viel
komplizierter. Zu viele Konflikte, zu wenig Vertrauen, kaum ein
verbindendes Fundament.
Aber mindestens darf Deutschland in dieser Region mit seinen
Erfahrungen nicht abseits stehen. Und um dabei zu sein, zu helfen,
wenn man gebraucht wird, bedarf es Vertrauen. Ein Stückchen davon,
ganz unabhängig von Merkels Kanzlerschaft, muss die Bundesrepublik
als Vorleistung einbringen. Dazu gehört das unumstößliche Bekenntnis
zum Existenzrecht Israels - und auch die kritische Begleitung der
friedensbehindernden Siedlungspolitik Israels. Vertrauen beruht auf
Ehrlichkeit.
Die Kanzlerin knüpfte auf deutsch an die Vergangenheit an, um mit ihr
besser umgehen zu können. Merkel gehört nicht der Täter-Generation
an, immer weniger Überlebende stehen mit ihrer eintätowierten
Häftlingsnummer für entsetzliche Scham. Viele meinen, mindestens in
der Bundesrepublik, was haben wir mit dem zu tun? 367 Millionen Euro
fließen doch noch jährlich in das, was irrwitzigerweise einmal
"Wiedergutmachung" genannt wurde.
Aber normal ist noch lange nichts. Selbst an der sicheren
Sprachkultur fehlt es noch, um im Um-gang mit Juden Zukunft mit
Vergangenheit zu erobern. Vielleicht ist Israel heute so ernsthaft
wie kaum jemals zuvor in seiner Existenz bedroht. Sollte Iran seinen
Atom-Wahnsinn doch ernst meinen, kann sich die Frage stellen, wie
weit Deutschland in seiner Beistandsgarantie gehen kann und will. Und
da für die USA mit ihrem unverantwortlichen Irak-Abenteuer die
Militär-Variante auf absehbare Zeit passé ist, wird man sich in
Berlin ernsthafter als je zuvor mit der israelischen Wirklichkeit zu
beschäftigen haben.
Sensible Worte sind gut, aber schon lange nicht mehr ausreichend.
Merkel hat der Bundesrepublik viel aufgebürdet. Das ist auch
verantwortliche Politik - nicht mehr nur, weil Israel und Deutschland
die Vergangenheit aneinanderkettet.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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