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Westdeutsche Zeitung: Nach dem Hessen-Debakel ist der SPD-Chef rücktrittsreif - Kurt Becks Salami-Super-GAU = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 07-03-2008

Düsseldorf (ots) - Eigentlich ist die Unterscheidung zwischen
einem GAU und einem Super-GAU nicht sinnvoll. Ein "größter
anzunehmender Unfall" lässt sich nicht mehr steigern - eigentlich.
Gestern allerdings wurden wir Zeugen eines politischen Vorgangs, den
man als GAU bezeichnen muss, und der zugleich einen Super-GAU
zumindest vorerst verhindert hat. Indem Hessens SPD-Frontfrau und
Ex-Flugbegleiterin Andrea Ypsilanti kurz vor dem Aufprall die
Reißleine zog, verhinderte sie ihr vorzeitiges politisches Aus. Und
auch SPD-Chef Kurt Beck wird am Montag, wenn er sich nach seiner
Krankheit erstmals wieder der Öffentlichkeit stellt, wohl kaum seinen
Rücktritt erklären.

Schwer angeschlagen sind beide aber dennoch. Mit ihrer linken
Nummer hat Ypsilanti sich in kurzer Zeit von der strahlenden
Wahlsiegerin zur als "Lügilanti" verspotteten Buh-Frau der Nation
entwickelt. Wer wie sie politische Skrupellosigkeit mit taktischer
Stümperei verbindet, empfiehlt sich nicht für Staatsämter. Auch Becks
Ansehen in der Bevölkerung und seine innerparteiliche Autorität sind
nachhaltig zerstört. Als Kanzlerkandidat kommt jemand, dem nur 15
Prozent der Wähler noch Glaubwürdigkeit attestieren, nicht in Frage.
Vielleicht erkennt er bald selbst, dass er dann konsequenterweise
auch den SPD-Vorsitz abgeben sollte. Das wäre dann so eine Art
Salami-Super-GAU.

Aber wie fast immer steckt in jeder Krise eine Chance: Die mutige
Dagmar Metzger aus Darmstadt hat vorgemacht, dass sich Aufrichtigkeit
und Standfestigkeit durchsetzen. Ihre Vorgabe, nicht mit einer Partei
paktieren zu wollen, deren Vorläufer-Organisation für Mauerbau und
Schießbefehl verantwortlich war, könnte beispielgebend für alle
Sozialdemokraten sein.

Auch die FDP lernt dazu. Zwar wird sie sich in Hessen jetzt nicht
auf die SPD zubewegen können. Nachdem die CDU sich aber ohne Skrupel
in Hamburg auf eine Koalition mit den Grünen einlässt, wächst die
Bereitschaft bei den Liberalen täglich, anderswo mit SPD und Grünen
Ampelkoalitionen einzugehen.

Fehlt nur noch, dass CDU-Wahlverlierer Koch geht und so den Weg
freimacht für eine Große Koalition. Eine dauerhafte geschäftsführende
Regierung ohne Mehrheit wäre für Hessen - ja was? Genau: der
Mega-GAU!

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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