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Westdeutsche Zeitung: Kurt Beck hat die Partei in eine Sackgasse manövriert = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 28-02-2008

Düsseldorf (ots) - Kurt Beck kann nicht basta. Seit der
SPD-Vorsitzende das Tabu einer Zusammenarbeit der Sozialdemokraten
mit den Postkommunisten der Linken gebrochen hat, vergeht kein Tag,
an dem nicht mehr oder weniger prominente Genossen ihren Parteichef
attackieren. Das verletzende Bild vom Geisterfahrer, zu dem der
enttäuschte Hamburger Wahlverlierer Michael Naumann gegriffen hat,
ist nur das drastischste Beispiel für den Autoritätsverlust, den sich
Beck eingehandelt hat.
Es sind beileibe nicht nur die Politrentner wie Wolfgang Clement und
Hans Apel, die dem SPD-Chef die Gefolgschaft verweigern. Selbst Peer
Steinbrück, der sich am Montag im Parteivorstand weggeduckt hatte,
kommt nun wieder aus der Deckung. Das mag zwar nicht besonders
glaubwürdig sein. Es zeigt aber, dass die Konservativen in der SPD
alles daran setzen, eine Zusammenarbeit mit der Linken zu
torpedieren. Und sie tun gut daran.
Auch wenn der überwiegende Teil der SPD inzwischen wieder der
Sehnsucht nach dem guten alten Verteilungsstaat anhängt und davon
träumt, mit linken Mehrheiten zu regieren: Wenn sich die SPD unter
Kurt Beck in die politische Abhängigkeit der Linken begibt, tritt sie
gleich eine doppelte Geisterfahrt an. Sie würde sich schrittweise
selbst überflüssig machen und dem Wirtschaftsstandort Deutschland
schweren Schaden zufügen. Spätestens beim nächsten Abschwung wird
sich nämlich zeigen, dass die Rezepte der Vergangenheit zur Lösung
unserer aktuellen Probleme nicht taugen.
Auch machtpolitisch scheint der SPD inzwischen zu dämmern, welchen
Fehler sie mit der kaum noch rückholbaren Adelung der Linken begangen
hat. Selbst Andrea Ypsilanti bekommt inzwischen kalte Füße, ob sie es
wirklich auf eine Tolerierung ankommen lassen soll. Dabei haben Beck
und sie leichtfertig die Chance verspielt, die neue Beweglichkeit der
Parteien zu nutzen, die mit dem Ergebnis der Hamburg-Wahl eingetreten
ist. In Hessen aber können CDU und FDP nach den Regeln des
immerwährenden Konkurrenzkampfes nun kaum noch anders, als der
Selbstdemontage der SPD freien Lauf zu lassen. Kurt Beck muss
trotzdem den geordneten Rückzug antreten. Auf die trügerische
Gewissheit, dass es für ihn keinen Ersatz gebe, sollte er nicht
bauen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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