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Westdeutsche Zeitung: Nokia = von Frank Uferkamp

Geschrieben am 17-01-2008

Düsseldorf (ots) - Wie sich die Bilder gleichen: Jürgen Rüttgers
steht vor den Toren eines Handy-Herstellers und prangert die
Unternehmensführung an. Wie damals bei BenQ in Kamp-Lintfort und
Bocholt gibt der CDU-Politiker jetzt bei Nokia den Arbeiterführer und
kritisiert die Auswüchse der Globalisierung. Als Ministerpräsident
von NRW zeigt er Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern - das
muss sein, das erwarten seine Wähler von ihm. Wenn er aber per
Megafon die Nokia-Manager als "Subventions-Heuschrecken" beschimpft,
verfällt er einem eher billigen Populismus. Als Regierungschef von
NRW ist Rüttgers auch Standortpolitiker. Und als solcher weiß er nur
zu genau, dass Weltkonzerne in der heutigen Zeit zum fahrenden Volk
zählen: Sie wandern von Finnland über Deutschland nach Rumänien, wenn
es nur dem Profit dient. Rüttgers geißelt das Spiel, an dem er selbst
teilnimmt. Wenn er die Möglichkeit hätte, würde er gerne Firmen aus
Rumänien nach NRW lotsen.
Die Empörung über die Entscheidung des finnischen Handy-Riesen ist
gleichwohl flächendeckend. Das Ruhrgebiet ist so zornig wie zuletzt
beim Kampf um das Stahlwerk Rheinhausen. Vor rund 20 Jahren hieß das
Kampfmittel Blockade von Autobahnbrücken. Heute ist der Boykott der
Nokia-Produkte die schärfste Waffe im Kampf gegen die
Werksschließung. In Bochum wurden noch bis Weihnachten
Sonderschichten gefahren, Millioneninvestitionen für den Standort
Bochum waren in der Planung für 2008. Das Aus kam über Nacht, die
Mitarbeiter wurden zur bloßen Manövriermasse reduziert - die
Globalisierung schlägt im Revier mit der ganzen Härte zu. Im
Internet, auf den Straßen und an den Stammtischen sind sich immer
mehr Bürger einig: kein Nokia mehr. Das ist zunächst nicht mehr als
ein Reflex auf die als zutiefst ungerecht empfundene Entscheidung.
Verfestigt sich das aber - und im Moment sieht alles danach aus -
haben die Finnen ein echtes Problem. Asozial und ungerecht - ein
solches Image kann sich Nokia auf Dauer nicht leisten. Deswegen wird
der Konzern auch mit Rüttgers reden müssen, deswegen wird er einen
großzügigen Sozialplan auflegen müssen. Mehr ist aber nach Lage der
Dinge nicht möglich.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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