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Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zum Krieg in Nahost

Geschrieben am 01-08-2014

Bremen (ots) - Im ersten Weltkrieg, der heute vor 100 Jahren mit
dem Einmarsch des deutschen Heeres in Luxemburg begann, war das noch
möglich: eine befristete Waffenruhe, um wenigstens die Toten zu
bergen, bevor das mörderische Schlachten weiterging. Es war ein
letztes Restchen europäischer Zivilisiertheit, dem sich alle
Kriegsparteien verpflichtet fühlten, so erbittert und erbarmungslos
sie sich auch bekämpften. Dieser Minimalkonsens ging schon 30 Jahre
später im Weltanschauungskrieg verloren: Der Feind war nicht mehr
ebenbürtig - folglich galt es nicht mehr, ihn zu besiegen, sondern
ihn zu vernichten. "Totaler Krieg" heißt vor allem eines: totaler
Verzicht auf allgemeingültige Regeln. Für sogenannte asymmetrische
Konflikte wie in Vietnam, Afghanistan, Syrien oder jetzt in Gaza gilt
dies auch. Die materiell unterlegene Seite sieht in der bewussten
Verletzung internationaler Standards die Möglichkeit, eine Art
perverse Chancengleichheit herzustellen. Dann werden eben auch Waffen
in Schulen gelagert, aus Wohngebieten heraus andere Wohngebiete
beschossen, gefangene Soldaten in Geiselhaft genommen. Die materiell
überlegene Seite reagiert nicht mit den gleichen Mitteln, setzt dann
aber ihre Feuer- und Vernichtungskraft zunehmend bedenkenlos ein. Das
Ergebnis ist immer das gleiche: unverhältnismäßig viele zivile Opfer,
gesteigerter Hass und weiter sinkende Chancen auf irgendeine
Verständigung. In Gaza reicht es jetzt nicht einmal mehr dazu, 72
Stunden lang Leichen zu bergen und die Zivilbevölkerung mit dem
Notwendigsten zu versorgen. Die völlig einseitigen Schuldzuweisungen
der UN helfen da ebenso wenig wie die Friedensappelle von Papst
Franziskus oder Bundesaußenminister Steinmeier. Auch die gemeinsamen
Friedens- und Toleranzbekundungen von wohlmeinenden Christen, Juden
und Muslimen werden verpuffen, denn in Gaza tobt ja gar kein
Religionskrieg: Die Hamas will den Staat Israel auslöschen, nicht
aber alle Juden - und Israel will die Hamas militärisch vernichten,
nicht aber möglichst viele Muslime töten. Dieser Krieg wird erst
enden, wenn die Hamas ihre letzte Rakete verschossen hat und sich ihr
letzter Kommandeur ergibt oder umbringt. Israel wird die Ruinen von
Gaza aber weder dauerhaft besetzen noch gar verwalten und
wiederaufbauen wollen. Es gibt also zwei Perspektiven:
Demilitarisierung und Wiederaufbau unter jahrelanger robuster
internationaler Vormundschaft - wie im Kosovo. Oder vorübergehende
Anarchie mit am Ende neuen, aber völlig unberechenbaren
Machtstrukturen bei weitgehender Verelendung - wie in Somalia.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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