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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Fußball-WM vor der Entscheidung Deutsche Chance THOMAS SEIM

Geschrieben am 11-07-2014

Bielefeld (ots) - In knapp 48 Stunden ist die Fußball-WM 2014 zu
Ende. Dann werden wir wissen, ob es der sympathischen deutschen
Fußball-23 um Bundestrainer Jogi Löw gelungen ist, den vierten Titel
nach Deutschland zu holen oder nicht. Viele Nicht-Fans des
beliebtesten deutschen Sports werden froh aufatmen, dass sich die
Welt wieder normal und nicht nur um das Runde dreht, das ins Eckige
muss. Die meisten aber werden traurig oder - hoffentlich - begeistert
den Ausgang des letzten Spiels der deutschen Nationalmannschaft in
Brasilien begleiten oder feiern. Deutschland ist wieder Vorbild. Die
Bilder des Trostes unserer Nationalspieler für die unterlegenen
Gegner nach dem unerwartet hohen Sieg gegen Gastgeber Brasilien haben
signalisiert: Hier spielen ehrgeizige Leistungsträger, die große
Gefühle und vor allem auch großes Mitgefühl zeigen können. Man darf
die Symbolik solcher Bilder nicht unterschätzen. Schon morgen Abend
im Endspiel werden wir erleben, wie diese Geste die deutsche
Mannschaft zum Sympathieträger gemacht hat: Gegen Argentinien werden
Brasilianer auf Seiten der Deutschen sein, weil sie diese siegreiche
Mannschaft mögen und respektieren. Das positive Image der Mannschaft
war bei dieser WM durchaus bedroht. Als nach dem furiosen Start der
Bundestrainer ideologisiert an seiner Strategie festhielt und auch
dann nicht wechselte, als das Spiel - zum Beispiel gegen Algerien -
müde und ängstlich, stur und wenig begeisternd wurde, da wackelte der
Bonus bei den 80 Millionen Bundestrainern zu Hause. Erst als das Team
nach pragmatischer Umstellungen durch den Trainer eine erneuerte
Leistungsschau präsentierte, stimmte Löw wieder mit der deutschen
Mehrheit überein. Ideologie - das ist die Botschaft - mögen die
Menschen nicht. Übrigens auch nicht in der Politik. Gefragt sind
pragmatische Erfolgsrezepte. Die Fähigkeit zum Pragmatismus ist auch
deshalb die vermutlich größte Stärke der Bundeskanzlerin. Der
deutsche Fußball erzählt damit einmal mehr viel darüber, wie es um
das Bewusstsein und das Selbstbewusstsein unseres Landes und seiner
Bürgerinnen und Bürger steht. Der erste Titel 1954 war ein Triumph
des Aufbruchswillens nach dem Horror der Nazi-Diktatur und des
Krieges. Das Selbstbewusstsein kehrte zurück, mit dem Deutschland
sich langsam, aber stetig wieder in die internationale
Staatengemeinschaft eingliedern durfte. Der zweite Titel 1974
beendete die Deutschtümelei der Funktionäre und präsentierte junge
Männer, die den alten Tross entmachteten. Sie verlangten mehr
Demokratie und - ja, das vor allem - mehr Gerechtigkeit und Teilhabe,
vor allem an Geld und Wohlstand. 1990 gewann ein selbstbewusstes Land
den Titel, das sich nach dem Fall der Mauer auf Jahre hinaus für
unbesiegbar hielt. Schon bald aber mussten wir Deutsche lernen, dass
nicht blühende Landschaften und Titelerfolge, sondern die Mühen der
Ebene und jahrelanges Darben vor uns lag. Im Fußball, aber auch in
Wirtschaft und Politik. Morgen sehen wir nun also eine junge,
leistungsbereite deutsche Mannschaft. Selbstbewusst, aber nicht
überheblich. Nicht fehlerlos, aber kampfbereit, mit intelligentem,
schnellem Spiel. Verletzlich, aber mit dem mächtigem Willen zum
Erfolg. Das Team hat alles, was man für den Titel des Besten, den
WM-Titel, braucht. Den wünschen wir ihm - ganz gleich ob
fußballverrückter Fan oder genervter Nicht-Fan. Und uns. Das ist eine
gute Botschaft für unser und aus unserem Land.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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