(Registrieren)

WAZ: Putins böses Spiel mit Merkel - Kommentar von Miguel Sanches

Geschrieben am 07-04-2014

Essen (ots) - Entweder ist es Wortbruch oder ein Missverständnis.
Zum zweiten Mal hält Wladimir Putin nicht ein, was er der Kanzlerin
im Ukraine-Konflikt angekündigt hatte. Erst hatte er einer
Kontaktgruppe zugestimmt, dann einen Teilabzug seiner Truppen an der
Grenze zugesichert. Beide Male folgten den Worten keine Taten. Ein
Verständigungsproblem scheidet aus. Merkel spricht russisch, Putin
deutsch. Putin hält Merkel hin. Ein böses Spiel, zu dem die Kanzlerin
unmöglich länger gute Miene machen kann.

Das Misstrauen nimmt spürbar zu. Außerhalb Deutschlands, vor allem
in Osteuropa, wird das enge Verhältnis zu Moskau kritisch beäugt;
umso mehr, je länger Erfolge ausbleiben und die Mittlerrolle brotlose
Kunst ist. Polens Regierungschef hält eine russische Ukraine-Invasion
für möglich und mahnt, die Politik müsse Vorrang vor der Wirtschaft
haben - eine Warnung, dass in Berlin Naivlinge oder eigennützige
Geschäftemacher das Sagen haben.

Man kann die Sorgen von Polen, Balten und Tschechen nicht einfach
abhaken. Zum einen haben sich die russischen Streitkräfte
modernisiert; sie sind in der Lage, einen konventionellen Krieg zu
führen. Zum anderen lässt Putin es an vertrauensbildenden Maßnahmen
fehlen. Darum ist die Frage so wichtig, ob er einen Teil seiner
Truppen an der Grenze abzieht oder nicht.

Es ist denkbar, dass in Moskau zwei Lager miteinander ringen: Die
einen begnügen sich mit der Krim, die anderen greifen nach der ganzen
Ukraine, wohlwissend, dass die Nato auf eine Invasion nicht mit einem
Krieg antworten würde. Es gibt also noch eine dritte Erklärung für
Putins Verhalten: Was ist, wenn er nicht Herr des Verfahrens ist? Das
wäre höchst beunruhigend. Denn ohne oder gar gegen Russland kommt die
Ukraine nicht zur Ruhe.

Es droht die Militarisierung der Außenpolitik. Die Nato fühlt sich
durch die Ukraine-Krise auf den Plan gerufen. Wenn sie ihre Präsenz
in Osteuropa verstärkt, empfinden es die Russen ihrerseits als
Eskalation. In jedem Fall wird die Nato die Krise zum Anlass nehmen,
Strategie und Bewaffnung auf den Prüfstand zu stellen. Bald könnte
die Landesverteidigung wieder die erste Priorität sein, auch der
Bundeswehr.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

521368

weitere Artikel:
  • WAZ: Auch eine Frage der Erziehung - Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Bespuckt, getreten werden sie bei der Fahrkartenkontrolle. Manchmal beißen Hunde Zugbegleiter ins Bein. Doch nicht nur Bahnpersonal ist Opfer von Angriffen. Auch Rettungssanitäter beschweren sich über mehr Aggressivität. Nicht wenige Polizisten gehen mit Einsatztraumata nach Hause. Die Zahlen des neuen Sicherheitsreports der Bahn spiegeln schleichende gesellschaftliche Veränderungen wider. Der Respekt vor dem Staat und seinem Personal schwindet. Das ist keine breite Bewegung. In einem von hundert Fällen komme es mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Ulrich Krökel zur Ungarn-Wahl Regensburg (ots) - Es hatte schon etwas Groteskes. Am Ende ging es bei der Wahl in Ungarn um 23 Stimmen, die darüber entscheiden sollen, ob Viktor Orban mit einer Zweidrittelmehrheit weiterregieren kann. Dabei konnte es an dem haushohen Sieg des rechtspopulistischen Premiers keinen Zweifel geben. Erdrückend war der Triumph zwar nur deshalb, weil sich Orbans Fidesz-Partei ein Wahlrecht jenseits des guten demokratischen Stils auf den Leib geschneidert und die Medien manipuliert hatte. Aber bei all dem haben die Ungarn mit ihrer Wahlentscheidung mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Stefan Stark zum Rentenstreit Regensburg (ots) - Die Renten-Rebellion in der Union trieft vor Heuchelei: Denn genau jener Passus, von dem Dutzende Abgeordnete von CDU und CSU auf einmal nichts mehr wissen wollen, steht wortwörtlich im schwarz-roten Koalitionsvertrag. Der milliardenschwere Deal wurde kurz vor Weihnachten von den Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer und Sigmar Gabriel abgesegnet. Es war ein Koppelgeschäft mit der SPD nach dem Motto: Die Union bekommt die Mütterrente, die Sozialdemokraten die Rente mit 63. Die Abweichler bei CDU und CSU riskieren mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum Rentenstreit in der Koalition Bremen (ots) - Der schwarz-rote Zank um die Rente mit 63 ist kein Drama, sondern ein Symptom. Seine Ursache liegt in dieser Großen Koalition im Besonderen und in Großen Koalitionen im Allgemeinen: Zum einen gibt es bleibende sowie gewollte Differenzen zwischen den beiden großen Volksparteien. Zum anderen zeichnete sich bereits im Dezember ab, dass die Koalitionsverhandlungen nur auf dem Papier abgeschlossen waren. Tatsächlich erstrecken sie sich in den laufenden Politikbetrieb, und daran wird sich bis auf Weiteres nichts ändern. Schließlich mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Stefan Lakeband zum Datenklau Bremen (ots) - Anträge, Bescheide, Genehmigungen - deutsche Behörden haben nicht gerade den Ruf, besonders schnell zu sein, wenn es um die Belange der Bürger geht. Und eigentlich könnte man das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in diesem Fall sogar loben: Anders als beim Datenklau Anfang des Jahres hat das BSI vergleichsweise schnell eine Plattform geschaffen, auf der verunsicherte Nutzer ihre E-Mail-Adresse überprüfen können. Doch leider ist die Geschichte vom Datenklau keine Geschichte bürgernaher Behörden. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht