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Mittelbayerische Zeitung: Überraschungen? Die Kommunalwahlen verlaufen immer nach ähnlichem Muster - das erklärt die Ergebnisse in Ostbayern. Von Fritz Winter

Geschrieben am 17-03-2014

Regensburg (ots) - Wenn man die Kommunalwahlen in Ostbayern mit
einem Tag Abstand analysiert, dann zeigt sich, dass diese
Persönlichkeitswahlen immer wieder den gleichen Gesetzmäßigkeiten
folgen. Dafür gilt: 1. Es ist schwer, einen amtierenden
Oberbürgermeister oder Landrat vom Thron zu jagen. 2. Der Stabwechsel
in einer Partei gelingt nur, wenn rechtzeitig ein glaubwürdiger und
anerkannter Nachfolger aufgebaut wurde. 3. Wenn eine Partei
überragend stark ist, wie beispielsweise die CSU in Teilen
Ostbayerns, dann macht sie sich entweder selbst Konkurrenz durch
innerparteiliche Tarnlisten oder es profitieren die Freien Wähler.
Und 4. Wählertäuschung, die nicht vorhandene Glaubwürdigkeit,
Kompetenz oder innere Zerrissenheit verschleiern soll, wird schnell
durchschaut. Und somit ist das schwache Abschneiden von
CSU-Oberbürgermeisterkandidat Christian Schlegl in Regensburg kein
Wunder. Hans Schaidinger ließ im Schatten seiner Allmacht keinen
potentiellen Nachfolger groß werden. Er konterkarierte den "Er
kann's"-Wahlkampf, indem er Schlegls Programm zerpflückte. Und selbst
Horst Seehofer musste einräumen, dass der ausgerufene Harmonieprozess
in der zerstrittenen Regensburger CSU noch nicht abgeschlossen ist.
Dass Joachim Wolbergs in einer zunehmend vom Bildungsbürgertum und
von Studenten geprägten Stadt beste Aussichten hat, die Stichwahlen
für die SPD zu gewinnen, ist daraus abzuleiten. Zumindest Grundsatz 2
gilt für die Landratswahlen im Kreis Regensburg. CSU-Kandidat Peter
Aumer ließ sich auch auf Druck von Horst Seehofer in die Pflicht
nehmen und verzichtete für die Landratskandidatur auf sein sicheres
Bundestagsmandat. Das ist zwar hochanständig, aber ungeschickt: Der
Junggeselle ist nicht der geborene Nachfolger eines Landrates
bayerischer Prägung, wie es der Ex-Bürgermeister und
Ex-Landtagsabgeordnete Herbert Mirbeth war. Ihm fehlt das Charisma
des Lokalfürsten. Tanja Schweiger von den Freien Wählern,
ominipräsente Lokal- und Landespolitikerin, moderne Mutter und
Lebensgefährtin von Hubert Aiwanger, wird Startvorteile am 30. März
haben. Wie schwer es ist, einen amtierenden Oberbürgermeister
abzulösen, erlebte CSU-Mann Wolfgang Pausch in Weiden. Das lag klar
am Kandidaten, denn die CSU schnitt bei den Stadtratswahlen gut ab
und gewann sogar ein Mandat hinzu. Ähnlich wie bei Schlegl und bei
Aumer gilt bei Pausch: Es genügt nicht, bei Kommunalwahlen allein auf
das CSU-Ticket zu setzen und Ausstrahlung und Inhalte zu
vernachlässigen. Traditionell schwierig ist die politische
Gemengelage im Kreis Schwandorf, der aus dem "roten Städtedreieck" im
Süden und dem "schwarzen" Rest besteht. Über Jahrzehnte regierte die
SPD, weil sie lange vom Charisma eines Hans Schuierer zehren konnte,
der wie ein bayerischer Löwe gegen die WAA in Wackersdorf kämpfte und
hohen Respekt bei der Bevölkerung gewann. Seine mögliche
Nach-Nachfolgerin Marianne Schieder betrieb Risikominimierung, indem
sie vorsorglich nicht auf ihr Bundestagsmandat verzichtete. Die
SPD-Wähler werden sie in der Stichwahl unterstützen - aber ob sie so
viel Vertrauensvorschuss genießt, dass sie auch Stimmen aus dem
CSU-Lager abziehen kann, ist derzeit eher ungewiss. Bei den übrigen
Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen kann man es sich anhand der
grundsätzlich gültigen Leitsätze durchaus einfach machen: In
Neumarkt, Cham, in Amberg-Sulzbach oder in der Stadt Amberg trafen
die Vorgaben unter 1 und 2 zu. Und so blieben in diesen
Gebietskörperschaften die wirklichen Überraschungen erwartungsgemäß
aus.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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