(Registrieren)

Ostthüringer Zeitung: Knut Pries kommentiert: Die Freiheit der Ukrainer

Geschrieben am 17-03-2014

Gera (ots) - Nicht alle Moskauer Argumente in der Krim-Krise sind
völlig haltlos. Die Verschärfung der Auseinandersetzung ist
überwiegend, aber nicht ausschließlich der russischen Führung und
ihren ukrainischen Handlangern anzulasten. Die Position des Westens
hat ebenfalls Schwächen. Das gilt auch für das Referendum, mit dem
die Ukraine sechs Jahrzehnte nach der Überschreibung durch
Chruschtschow die Halbinsel wieder verloren haben dürfte.

Keine Frage: Die Abstimmung war als Verfahren rechtswidrig: ohne
Beteiligung der Zentralgewalt in Kiew, unter massivem militärischem
Druck der Russen, begleitet von Einschüchterung und medialer
Austrocknung der tatarischen und ukrainischen Minderheit, und vor
allem ohne jeden Versuch, Probleme auf dem Verhandlungsweg zu lösen.

In der Substanz sieht die Sache indes anders aus: Auch eine
Abstimmung unter fairen Bedingungen hätte eine klare Mehrheit pro
Russland erbracht. Das Selbstbestimmungsrecht dieser Mehrheit
legitimiert in keiner Weise die Abspaltung, wie sie sich jetzt
vollzieht. Aber die Antwort des Westens auf das Problem der kulturell
gespaltenen Ukraine ist allzu schlicht: Bloß keine neuen Grenzen!,
lautet die Devise. Als ob dies Prinzip - meist aus guten Gründen -
nicht nach dem Krieg immer wieder verletzt worden wäre: Saarland,
Tschechoslowakei, Jugoslawien. Derzeit drängt es Schotten, Katalanen
und Flamen aus ihrem staatlichen Gehäuse. Man kann nicht solche
Bestrebungen als unerfreulich, aber legitim behandeln, solange sie im
Westen des Kontinents stattfinden, sie im Osten hingegen zum Tabu
erklären.

Auf die kulturelle Doppelgestalt der Ukraine hat der Westen nur
eine Antwort gehabt: Es sei doch für die Ukrainer, auch auf der Krim
und im Osten, viel besser, wenn sie ihre Zukunft in Anlehnung an den
Westen suchten. Das wird so sein, ändert aber nichts daran, dass es
die freie Entscheidung der Ukrainer bleiben muss, wohin sie sich
wenden. Dieser Freiheit jetzt noch, nachdem sie von Putin
missbraucht wurde, einen angemessenen Raum zu verschaffen, ist schwer
bis unmöglich.



Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 365 7733113
redaktion@otz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

517591

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Bittere Wahrheit - Kommentar von Anja Ingenrieth Karlsruhe (ots) - Europa hat ein Problem: Wer auf aggressive Annexionspolitik von gestern mit diplomatischen Mitteln von heute antwortet, wirkt im Vergleich schwach. Die EU beantwortet Russlands Schritte zur schnellen Aufnahme der Krim in die Russische Föderation mit Einreisverboten und Kontosperren für hohe Politiker und Militärs. Sie verschont aber die ganz großen Namen, um die Gesprächskanäle zu Putin offen zu halten und eine Beobachtermission zu erreichen. Das bedeutet de facto: die EU hat die Krim abgeschrieben und sucht nach mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Putins Politik - Kommentar DORIS HEIMANN Karlsruhe (ots) - Riesige Flugzeuge setzt die russische Fluggesellschaft Aeroflot dieser Tage auf der Strecke zwischen Simferopol und Moskau ein. Putins Freunde und Wahlhelfer - Rocker, Dumaabgeordnete, systemtreue Sportler und Musiker - die in den Tagen vor dem Referendum massenweise auf die Krim geflogen wurden, verlassen die Halbinsel. Ihre Mission ist erfüllt: Die Krim hat sich mit einem sowjetisch anmutendem Votum von 96,7 Prozent für den Anschluss an Russland entschieden. Während manche auf der Krim noch ihren Rausch ausschlafen, mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Auf Reformkurs - Kommentar von RUDOLF GRUBER Karlsruhe (ots) - Als neuer Regierungschef mit absoluter Mehrheit muss Vucic endlich jene Reformen liefern, die er seit zwei Jahren ankündigt. Dazu zwingen ihn allein die bevorstehenden EU-Beitrittsverhandlungen. Der viel beschworene Kampf gegen die Korruption war bislang wenig mehr als eine geschickte Inszenierung als Saubermann, von einer Entpolitisierung der Justiz ist noch wenig zu sehen. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de mehr...

  • Badische Zeitung: Russland und Europa / Wandel durch Entfremdung Leitartikel von Thomas Hauser Freiburg (ots) - Dieser Konflikt wird das Ost-West-Verhältnis um Jahre zurückwerfen und auf Jahre massiv belasten. Aber die Zeit spielt gegen Putin, auch wenn der drohende Wirtschaftskrieg tiefe Spuren insbesondere in der europäischen Konjunktur hinterlassen dürfte. Russlands Wirtschaft muss dringend modernisiert werden und bedarf dafür westlicher Technologie. Russlands neuer Mittelstand entwickelt mit dem wachsenden Wohlstand auch Ansprüche auf politische Teilhabe. Verlustängste schaffen da Unruhe. Und Russlands Nachbarn werden mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Er hätte besser geschwiegen - Kommentar Ravensburg (ots) - Sebastian Edathy hätte lieber schweigen sollen, als sich mit unglaubwürdigen Rechtfertigungen Verständnis zu erhoffen. Seine gekauften Nacktbilder von Jugendlichen seien nicht illegal. Das betont Edathy immer wieder. Er sei ein Gegner von Kinderpornographie und nicht pädophil. Doch auch wer legale Bilder von nackten Jugendlichen kauft, unterstützt ein Netzwerk, das mit dem Missbrauch von Kindern Millionen schäffelt. Das hätte ihm klar sein müssen. Edathy fühle sich als Aussätziger, klagt er. Doch Mitleid kann mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht