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Schwäbische Zeitung: Kommentar zur Flüchtlingspolitik - Nicht nur die Politik hat versagt

Geschrieben am 13-10-2013

Ravensburg (ots) - Nicht nur die Politik versagt

Schande, Skandal: Es fehlt nicht an markigen Worten, wenn über das
Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten debattiert
wird. Sie sterben zu Tausenden im Mittelmeer, seit vielen Jahren
schon, und nichts deutet darauf hin, dass sich an der permanenten
Tragödie im Kern etwas ändern wird. Tragödie? Das wäre im klassischen
Sinn eine schicksalhafte, unausweichliche Fügung, welche in die
Katastrophe mündet. Niemand kann das Unheil aufhalten. Ist es - in
dieser strengen Auslegung - tatsächlich tragisch, was den
Bootsflüchtlingen widerfährt? Nein, das ist es nicht. Es handelt sich
vielmehr um ein menschlich verursachtes und verschuldetes Unheil.

Deshalb lohnt es sich, die Begriffe Schande und Skandal etwas
näher zu betrachten. Stehen sie quasi im luftleeren Raum, dann sind
sie völlig inhaltslos. Zur Schande gehört ein Subjekt, und auch der
Skandal muss zugeordnet werden. Also: Wessen Schande ist dieses
Flüchtlingselend? Wer ist für den Skandal verantwortlich? Reflexartig
dürfte an erster Stelle die Antwort kommen: Schuld sind
selbstverständlich die europäischen Regierungen, die Politiker also.
Aber dieser Ansatz ist so bequem wie oberflächlich. Denn die Politik
handelt im ureigenen Interesse so, wie sie die breiten
gesellschaftlichen Interessen antizipiert. Umgekehrt: Sie wird nichts
unternehmen, was auf überwiegende Ablehnung in der Gesellschaft
stoßen dürfte. Das gilt im Übrigen für Politiker jeglicher Couleur.
Es ist nicht bekannt, dass vor Jahren unter Rot-Grün Afrikaner zu
Hunderttausenden aufgenommen worden wären. Fazit: Die vermeintliche
Herzlosigkeit der Politik, ihr Versagen in der Flüchtlingsfrage,
spiegelt nichts anderes als die Befindlichkeit der Gesellschaften.
Wer ist also schuld am Skandal, und wen trifft die Schande? Wie
könnte sich etwas ändern?

Angedeutet hat das der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Er hat
vorgeschlagen, die aufgelassene Benediktinerabtei in Weingarten für
syrische Flüchtlinge zu öffnen. Falls es so weit kommt, darf man auf
die Reaktionen gespannt sein.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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