(Registrieren)

NRZ: El Kaida ist stärker denn je - ein Kommentar von JAN JESSEN

Geschrieben am 06-08-2013

Essen (ots) - Der weltweite Terroralarm und die Schließung
insbesondere US-amerikanischer Botschaften in zahlreichen Ländern
kann auf vielerlei Weise gedeutet werden. Vielleicht drohten oder
drohen mehr denn je tatsächlich mörderische Anschläge; obgleich es
zumindest eigenartig anmutet, dass sich Terrorfürsten angeblich via
Telefon darüber austauschen, als hätten sie noch nie etwas von den
Überwachungsmöglichkeiten westlicher Geheimdienste gehört. Vielleicht
soll der Alarm aber auch die Erregung über den
NSA-Überwachungsskandal dämpfen und die umstrittenen Maßnahmen im
Nachhinein legitimieren. Eines jedenfalls ist die weltweite
Terrorwarnung sicher: eine Bankrotterklärung der bisherigen
Antiterror-Politik der USA. Das Terrornetzwerk El Kaida samt seiner
dumpfen, menschenverachtenden Ideologie wurde immer wieder totgesagt.
Es ist aber nicht tot. Es hat sich verändert, und es ist heute
stärker als jemals zuvor. Als der damalige US-Präsident Bush den
Krieg gegen den Terror nach dem 11. September 2001 ausrief, kämpften
einige Hundert selbst ernannte Gotteskrieger unter dem schwarzen
Banner. Heute sind es Zehntausende. Es spricht vieles dafür, dass El
Kaida längst nicht mehr streng hierarchisch geführt wird. Die
Filialen auf der arabischen Halbinsel, in der Sahelzone, auf dem
Sinai, in Somalia, im Irak und Syrien agieren weitgehend autonom und
verfolgen ihre eigene Agenda. Das macht sie nicht ungefährlicher. Im
Gegenteil. Die Terroristen werden unberechenbarer. El Kaida konnte
sich ausbreiten, weil viele Fehler gemacht wurden. Etwa, weil der
Krieg gegen den Irak das Machtgefüge im Nahen Osten nachhaltig
verändert hat und das Land übereilt seinem Schicksal überlassen
wurde. Dort, wo Regierungen schwach sind, nisten sich die
Dschihadisten ein. Gleiches gilt für Libyen: Für die Zeit nach dem
Sturz Gaddafis existierte kein Szenario zum Aufbau eines
funktionierenden Staatsgebildes, die ganze Region wurde mit Waffen
geflutet. Ein Fehler ist auch der Drohnenkrieg in Somalia, Pakistan
und im Jemen. Er mag kleine Erfolge bringen. Auf lange Sicht hat er
aber fatale Auswirkungen: Er wird von den Terroristen
propagandistisch ausgeschlachtet und führt ihnen ständig neue
Rekruten zu. Ein Fehler ist nicht zuletzt die als Realpolitik
verbrämte Nachsichtigkeit mit Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten -
Ländern, aus denen Ölmillionen für die Finanzierung des sunnitischen
Terrors fließen. Letzten Endes macht unser Geld unsere Feinde stark.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

478565

weitere Artikel:
  • DER STANDARD-Kommentar: "Die verzögerte Integration" von Irene Brickner "Wie Sebastian Kurz' Politik der kleinen Schritte zu einem Rückstand führte"; Ausgabe vom 7.8.2013 Wien (ots) - In gewisser Hinsicht kann man von einer Erfolgsstory sprechen. Denn verglichen mit anderen Politikbereichen in Österreich zeichnet sich das vielfältige Themenfeld, das unter dem Titel Integration läuft, durch eine gewisse Dynamik aus - nicht zuletzt wegen der bereits konkret gesetzten Maßnahmen. So strichen Staatssekretär Sebastian Kurz und Expertenbeiratsvorsitzender Heinz Faßmann bei der Vorstellung des diesjährigen Integrationsberichts mehr...

  • neues deutschland: Mollath, Merk und Macht Berlin (ots) - Gustl Mollath ist frei. Alle freuen sich. Sogar der »Rechtsstaat« wurde von der Entscheidung des Oberlandesgerichts Nürnberg angeblich wiederhergestellt. Super, dann ist ja alles wieder in Ordnung. Für die CSU ist es das vorerst auch. Justizministerin Beate Merk kann sich knapp sechs Wochen vor der Landtagswahl hinstellen und die Mollath-Befreierin spielen. Ministerpräsident Horst Seehofer kann sein Hohelied des allerallerbesten Bundeslandes von juristischen Misstönen bereinigt weiterträllern - und sich auf das äußerst mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NSU-Prozess Bielefeld (ots) - Es geht um Schuld. Jedoch nicht um die der Ermittler. Im Prozess zum »Nationalsozialistischen Untergrund« spielt ausschließlich die Verantwortung der Angeklagten eine Rolle. Auch wenn sich das viele Angehörige der Opfer anders wünschten. Das ist verständlich, aber eines der größten Missverständnisse dieses Prozesses. Er ist nicht dazu geeignet, Ermittlungspannen aufzuarbeiten. Dafür gibt es Untersuchungsausschüsse. Vor Gericht gilt es zu zeigen, ob Beate Zschäpe und ihre Mitangeklagten schuldig oder unschuldig sind. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Fall Mollath Bielefeld (ots) - Nach sieben Jahren in der Psychiatrie ist Gustl Mollath frei. Hat in diesem Justizdrama mit aktenkundigen Schlampereien und Fehlern die Gerechtigkeit gesiegt? Das muss sich noch zeigen. Denn so richtig freuen kann sich der 56-Jährige kaum. Er steht vor dem Nichts. Seine Familie ist kaputt. Sein Haus wurde zwangsversteigert. Ein Ingenieur in seinem Alter hat es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht. Und Schadensersatz für die verlorenen Jahre wird Mollath erst nach einem erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahren zugesprochen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Chodorkowski-Urteil Bielefeld (ots) - Die Hoffnung, dass das Putin-Regime mit dem Asyl für den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden ein neues Kapitel in der Behandlung der Menschenrechte durch Moskau aufgeschlagen hat, erfüllt sich leider nicht. Der frühere Unternehmer und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski bleibt weiter in Haft. Dass er das Straflager im nächsten Jahr zwei Monate früher verlassen darf, ist alles andere als ein Akt der Großzügigkeit. Es dient eher der Verhöhnung des in Ungnade gefallen früheren Ölmagnaten. Spätestens seit dem zweiten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht