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Westdeutsche Zeitung: Der Fall Gustl Mollath wird nun doch neu aufgerollt = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 06-08-2013

Düsseldorf (ots) - Die bundesweite Aufmerksamkeit hat offenbar
gewirkt. Gustl Mollath darf die Psychiatrische Klinik verlassen. Er
ist frei. Vorerst. Das Verfahren gegen ihn wird neu aufgerollt. Damit
kann Mollath zumindest vorübergehend aus seinem seit 2006 währenden
Alptraum aufwachen. Das hat er mit der bayrischen Justiz gemeinsam.
Die muss sich seit Monaten von überall her harsche Kritik und
Belehrungen gefallen lassen. Das Rechtssystem im Freistaat stand
unter Beobachtung, seit Mollaths Anwälte versuchten, ein
Wiederaufnahmeverfahren zu eröffnen. Und dennoch dauerte es, bis
schließlich das Oberlandesgericht Nürnberg in einem zumindest
zweifelhaften Attest aus dem Jahre 2002 Grund genug sah, den Fall auf
Anfang zu setzen. Es ist freilich schon seltsam, dass elf Jahre ins
Land gingen, bis es einem Richter zumindest ansatzweise spanisch
vorkam, dass der Sohn von Frau Mollaths Hausärztin die vermeintlichen
Folgen eines gewaltsamen Übergriffes von Mollath auf seine Ehefrau
bestätigt. Aber der politische Druck auf die womöglich eben doch
nicht ganz unabhängige Justiz in Bayern ist zuletzt so stark
geworden, dass jede andere Entscheidung des Nürnberger Gerichtes zu
heftigen Diskussionen geführt hätte. Wenn selbst die Justizministerin
sich dafür einsetzt, dass Mollath auf freien Fuß gesetzt wird, wenn
der Ministerpräsident höchstselbst und dessen Herausforderer von der
SPD fast unisono sinngemäß von einem guten Tag für das bayrische
Rechtssystem sprechen - wie hätte das Echo wohl geklungen, wenn
Mollath inhaftiert geblieben wäre? Nun beginnt das Verfahren von
vorn. Es ist längst nicht sicher, dass Gustl Mollath nur das Opfer
ist. In jüngster Vergangenheit sind auch Hinweise aufgetaucht, die
ein anderes Bild des ehemaligen Autohändlers zeichnen. Aber ob sie
stimmen? Vielleicht kommt diesmal die ganze Wahrheit ans Licht.
Vielleicht bringt das neue Verfahren Erkenntnisse darüber, ob es sich
beim Fall Mollath schlicht um das Scheitern eines Mannes mit
hochfliegenden Träumen handelt oder um ein perfides Komplott. Die
bayrische Justiz hat sich gestern nach viel zu langem Hin und Her die
Chance eingeräumt, darauf eine verlässliche Antwort zu geben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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