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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Familienpolitik

Geschrieben am 20-06-2013

Bielefeld (ots) - Werdende Mütter umgibt in der Regel ungeteilte
Vorfreude. Daumendrücken, Respekt und Empathie sind ihnen sicher.
Wenn sie allerdings von beruflichen Plänen nach der Geburt berichten,
gilt: Wie sie es machen, machen sie es verkehrt. Pausiert eine Mutter
kurz, muss sie sich rechtfertigen, warum sie ein so kleines Kind in
die Krippe gibt. Will sie länger oder ganz aussteigen, muss sie sich
anhören, sie gefährde ihre berufliche Zukunft und ihre
Unabhängigkeit. Bei diesem Dilemma wundert es nicht, dass zahlreiche
Frauen verunsichert sind. Daran ändert keine Familienleistung der
Welt etwas. Wandel beginnt in den Köpfen. Es ist höchste Zeit, den
Druck auf Eltern zu minimieren - nicht zuletzt den selbst
auferlegten. Karriere, Kind, Beziehung: Alles soll perfekt sein.
Dabei scheitern viele junge Menschen an unerfüllbaren Erwartungen.
Das Thema Familie benötigt mehr Gelassenheit. Dazu gehört ebenfalls,
dass werdenden Eltern nicht permanent erzählt wird, wie teuer Kinder
sind. Das stimmt zwar, doch früher drückte der Geldbeutel auch - oft
stärker als heute. Dennoch gehörten drei Kinder zum Alltag. Jetzt ist
spätestens beim dritten Kind zu hören: »Das willst Du Dir antun?« Es
gibt zu denken, dass das Mütterbild von »Latte-macchiato-Mami« über
»Glucke« bis hin zu »Rabenmutter« allerlei Verunglimpfungen kennt.
Deutschland braucht eine neue Familienphilosophie, keine neuen
Familienleistungen. Das Versprechen, Kindergeld und Freibeträge
anzuheben, klingt gut. Mehr Nachwuchs bringt das nicht. Ganz davon
abgesehen, dass die CDU im Wahlkampf lieber verschweigt, wie hoch das
Kindergeld künftig sein wird und wie die Freibetragserhöhung
finanziert werden soll. Familien besserzustellen, ist der richtige
Gedanke. Das »faktische Familiensplitting« der Union ist aber
inkonsequent. Es entspricht nicht dem gelobten französischen Modell,
bei dem jedes weitere Kind für eine viel stärkere Steuerentlastung
sorgt als in Deutschland. Nicht nur das hat Frankreich uns voraus. Es
ist die Selbstverständlichkeit, mit der Eltern dort Kinder erziehen.
Weder Heiligenschein noch Damoklesschwert schwebt über ihnen. Die
Wirkung unübersichtlicher Familienleistungen ist begrenzt. Die Macht
der Gesellschaft nicht. Es darf nicht nur über Vereinbarkeit von
Familie und Beruf geredet werden. Entscheidungen von Müttern müssen
getragen werden. Von allen: Familien, Arbeitgebern, Freunden. Dafür
müssen die einen Chefs lernen, dass manche Frauen mehr Zeit für ihr
Kind haben und nicht kurz nach der Geburt am Schreibtisch sitzen
wollen. Andere Chefs müssen einsehen, dass Betreuung kein Teufelswerk
und schnelle, meist stundenreduzierte Rückkehr in den Job nicht per
se schlecht ist. Wenn Teilzeit dann endlich Normalität wird, ist ein
Meilenstein geschafft. Die Chance stiege, dass mehr junge Menschen
Kinder nicht als Belastung sehen, sondern als das, was sie sind: eine
Bereicherung ihres Lebens.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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