(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Samba des Zorns / Kommentar zu Protesten in Brasilien

Geschrieben am 20-06-2013

Mainz (ots) - Brasilien - Traumurlaub: Klischee? Dass es außer
Zuckerhut und Copacabana noch immer Slums und bitterste Armut gibt,
weiß jeder. Doch nicht jeder will es wissen. Protest und Aufruhr sind
nichts fundamental Neues in dem Land, das auch politisch harte Zeiten
hinter sich hat, von 1964 bis '85 von Militärs beherrscht wurde. Die
Rückkehr zur Demokratie konnte ein Geschwür, das der brasilianischen
Gesellschaft bis heute massiv schadet, nicht ausmerzen: Korruption.
Von der Leidensfähigkeit der Brasilianer war oft die Rede, Ende der
achtziger und in den neunziger Jahren, als das soziale Elend noch
sehr groß war. "Gott ist Brasilianer" und "Wir sitzen im Dreck, aber
wir haben Fußball und Samba" lauteten damals Erklärungsmuster im Land
selbst. Heute ist Brasilien die sechstgrößte Volkswirtschaft der
Welt, die mit hohen Wachstumsraten und Rekorden beim Außenhandel
glänzt. Doch noch immer herrscht eine tiefe Kluft zwischen Arm und
Reich. Das ist der Hintergrund, vor dem Brasilien der Fußball-WM
entgegenfiebert. Sie soll, sie muss den Titel bringen - alles andere
würde das Land in eine mentale Depression stürzen, die negative
ökonomische Auswirkungen und gesellschaftlichen Aufruhr bringen kann.
Letzterer ist, durchaus überraschend, auch jetzt schon da. Die
Leidensfähigkeit der Brasilianer scheint an ihre Grenzen gekommen,
Fußball und Samba alleine reichen nicht mehr aus, Missstände
zuzudecken. Dies ist ein Fortschritt: Die Bürgergesellschaft ist
zornig und emanzipiert sich. Prächtige Stadien können, wenn die
Regierenden es intelligent anfangen, langfristig ein gutes Investment
sein für eine Gesellschaft. Aber die sechstgrößte Volkswirtschaft der
Erde muss zugleich sofort und effizienter als bislang die Armut
bekämpfen.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
Newsmanager
Telefon: 06131/485839
online@vrm.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

470875

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Brasilianische Wut = Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Wer hätte damit gerechnet, dass sich ausgerechnet im fußballverrückten Brasilien während eines großen Turniers Hunderttausende auf die Straße stellen und gegen die Regierung protestieren? Es muss sich viel Wut aufgestaut haben in diesem Land, das noch unlängst als Musterknabe galt. Aber nun zeigt sich, dass der rasante wirtschaftliche Aufschwung Brasiliens auch viele Verlierer hatte. Menschen, die sich gestiegene Preise für Bus-Tickets einfach nicht mehr leisten können. Aber das Aufbegehren gegen die ökonomische mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: NRW-Finanzminister Walter-Borjans fordert für Länder Gemeinschaftsfonds zum Abzahlen der Altschulden Köln (ots) - Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) fordert einen Gemeinschaftsfonds, der den Ländern beim Abzahlen ihrer Altschulden hilft. Dieser "Altschuldentilgungsfonds" könne mit den Mitteln des Solidarzuschlags finanziert werden, wenn dessen bisherige Verwendung für den Aufbau Ost 2019 ausläuft, sagte er im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe). Bei der Verteilung des Geldes sollte berücksichtigt werden, dass NRW für den Strukturwandel in seiner Industrie besondere Lasten mehr...

  • Rheinische Post: Modell Ehe = Von Frank Vollmer Düsseldorf (ots) - Auf den ersten Blick ist es ein weiterer Kniefall vor der Mode: Familie - das können auch neue Lebensmodelle wie homosexuelle Partnerschaften sein, sagt die evangelische Kirche. Zweifellos entspricht das dem derzeit machtvoll wehenden politischen und juristischen Zeitgeist. Es wäre aber ein Irrtum und unfair obendrein, die Kirche dafür zu schelten. Ihr gebührt vielmehr Lob - für ihre protestantische Konsequenz, im Zweifelsfall eher dem eigenen theologischen Verstand zu folgen als der Tradition. Für den Mut, Vielfalt mehr...

  • Rheinische Post: Schneller zum vergleichbaren Abi = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Pudding-Abitur wurde das Ergebnis "fortschrittlicher" Bildungsexperimente genannt, als in einzelnen Ländern Können in Sport und Wissen in Religion für die Hochschulreife ausreichten. Das ist lange her. Gemessen an den Zuständen in den 70er Jahren sind die Abiturprüfungen heute ein solider Beleg für Fähigkeiten, die in Ausbildung und Studium gebraucht werden. Doch bei Umzügen stellen Kinder und Eltern auch heute noch fest, wie weit die Standards auseinanderliegen. Das trifft den einzelnen Schüler, der binnen weniger mehr...

  • WAZ: Ein Papst, der weiß, was er will - Leitartikel von Paul Kreiner Essen (ots) - Er ist kein "dritter", kein "achter", kein "siebzehnter". Er ist: Franziskus. Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der da im Februar mit einem einzigen Koffer anreiste und während des Konklaves seine Socken selber wusch, hat in seinen ersten 100 Tagen dem Papstamt eine unverwechselbare Originalität gegeben. Schnell war klar: Da ist einer, der weiß, was er will. Doch was ist das? Zölibat, Frauenpriestertum, Kondom, wiederverheiratete Geschiedene - davon hat er noch kein einziges Mal gesprochen. Trotzdem strömt immer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht