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IVA: Mitgliedsstaaten müssen Pläne der Kommission stoppen / Neonikotinoide: Regulatorischer Rundumschlag aus Brüssel gefährdet Rapsanbau in Deutschland

Geschrieben am 13-03-2013

Frankfurt/Main (ots) - Die Pläne der Europäischen Kommission zu
einem umfassenden Verbot von Pflanzenschutz-Wirkstoffen aus der
Gruppe der Neonikotinoide sind überzogen und müssen von den
Mitgliedsstaaten gestoppt werden. Dies fordert der Industrieverband
Agrar e. V. (IVA) im Vorfeld einer Sitzung des Ständigen Ausschusses
für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SCoFCAH) am Donnerstag
und Freitag dieser Woche in Brüssel.

In Deutschland wäre besonders der Anbau von Raps gefährdet, da den
Landwirten bei einem Verbot der Saatgutbeizung mit Neonikotinoiden
kaum noch wirksame Alternativen zum Schutz gegen Schädlingsbefall zur
Verfügung stünden. "Die Pläne der Kommission kommen einem
regulatorischen Rundumschlag gleich. Sie sind wissenschaftlich nicht
untermauert, sie schaden der Landwirtschaft und ihr Nutzen für die
Bienen ist mehr als fragwürdig", kommentiert Volker Koch-Achelpöhler,
Hauptgeschäftsführer des IVA.

Hintergrund der Diskussion ist eine wissenschaftliche Bewertung
der Risiken von Neonikotinoiden für Bienen, mit der die Kommission
die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beauftragt
hatte. Die Behörde kam in dem unter großem Zeitdruck erstellten
Dokument zu dem Schluss, dass die untersuchten Wirkstoffe erhebliche
Risiken für Bienen darstellen könnten und für die Risikobewertung
Datenlücken bestünden.

Die Hersteller haben kritisiert, dass die EFSA Daten nur selektiv
bewertet hatte, nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse (zum
Beispiel keine Studien in deutscher Sprache) und auch keine
Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis berücksichtigt hat.
Dennoch will die Kommission ein generelles zweijähriges Verbot von
drei Neonikotinoid-Wirkstoffen in allen Kulturpflanzen, die für
Bienen als attraktiv gelten, europaweit durchsetzen.

Nach Ansicht des IVA ist das für Deutschland sachlich nicht
gerechtfertigt. Die hierzulande eingesetzten Pflanzenschutzmittel
sind von Fachbehörden des Bundes in einer Risikobewertung überprüft
und für genau definierte Anwendungen zugelassen worden. Die
fachlichen Urteile der Zulassungsbehörden basieren auf umfassenden
wissenschaftlichen Studien und berücksichtigen, im Gegensatz zur
EFSA-Bewertung, die tatsächliche Anwendung in der Landwirtschaft.

"Die Brüsseler Pläne haben mit der Wirklichkeit unserer Landwirte
wenig zu tun. Denn in der Praxis in Deutschland werden die Risiken
sicher und verantwortungsvoll gemanagt", erklärt Koch-Achelpöhler. Er
verweist dabei insbesondere auf die umfangreichen Maßnahmen der
Branche zur Qualitätssicherung der Saatgutbeizung.

"Pflanzenschutzmittel mit Neonikotinoiden können sicher und
Bienenverträglich eingesetzt werden", so Koch-Achelpöhler weiter. So
ist durch umfangreiche Forschungen belegt, dass die Ursache für
Bienenverluste in Deutschland keineswegs Pflanzenschutz, sondern in
erster Linie der Befall mit der Varroa-Milbe ist. "Daher wäre es
reiner Aktionismus", so Koch-Achelpöhler, "wichtige
Pflanzenschutzmittel im Handstreich zu verbieten, vor den Folgen
eines solchen Verbots für die Landwirtschaft aber die Augen zu
verschließen."

Das Nachsehen hätten vor allem die Rapsanbauer in Deutschland.
Ohne den Einsatz von Neonikotinoiden sind beispielsweise im Rapsanbau
bei einem starken Befall durch Schädlinge Ertragsverluste von 10 bis
15 Prozent zu erwarten. In zentralen Rapsanbaugebieten in Deutschland
würden nach Berechnungen einer im Januar 2013 vom Humboldt Forum for
Food and Agriculture e. V. (HFFA) veröffentlichten Studie die
Netto-Margen der Produzenten um 60 Prozent schrumpfen. Der Anbau wäre
damit kaum noch wirtschaftlich.

Quelle

HFFA-Studie von Steffen Noleppa und Thomas Hahn: The value of
Neonicotinoid seed treatment in the European Union (PDF, 3 MB)
http://www.hffa.info/files/wp_1_13_1.pdf

Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vertritt die Interessen der
agrochemischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der
53 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung,
Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie. Die vom IVA vertretene
Branche steht für innovative Produkte für eine moderne und
nachhaltige Landwirtschaft.



Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva@vci.de
http://www.iva.de


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