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Lausitzer Rundschau: zu: Erste Islam-Konferenz in Deutschland

Geschrieben am 27-09-2006

Cottbus (ots) - Wie wenig man voneinander weiß, zeigt eine
Begebenheit am Rande der Islam-Konferenz. Innenminister Wolfgang
Schäuble (CDU) lud die Teilnehmer erst zur Diskussion, dann zu einem
Imbiss ein. Für gläubige Muslime hat aber der Fastenmonat Ramadan
begonnen. Der kleine Patzer belegt deutlich: Es gibt noch vieles, was
man übereinander lernen muss. Deshalb ist es gut, dass miteinander
geredet wird.
Der multireligiöse Dialog ist dort angekommen, wo er hingehört: in
der Mitte der Gesellschaft. In Zeiten des islamistisch motivierten
Terrorismus haben es beide Seiten inzwischen mit Fragen zu tun, die
weit über die seit Jahren bekannten Versäumnisse deutscher
Integrationspolitik hinausgehen: Wie halten es beispielsweise die
islamischen Gruppen mit dem Bekenntnis zu unserer freiheitlichen
Ordnung? Die Abgrenzung zu den islamistischen Radikalen und ihren
tödlichen Bomben ist das Fundament, auf dem ein konstruktiver und
umsetzbarer Dialog aufgebaut werden kann. Dessen scheinen sich alle
Teilnehmer zum Glück bewusst zu sein.
Demgegenüber müssen sich die Deutschen fragen, ob sie die Realität
anerkennen wollen: Drei Millionen Muslime leben hierzulande, sie sind
ein eigener Pfeiler unserer Gesellschaft geworden; sie wollen Imame
ausbilden, Moscheen bauen und fordern Islamunterricht in deutscher
Sprache. Das zu akzeptieren, fällt vielen schwer, weil die Fremdheit
des Islam verstört, seine angebliche Gewaltbereitschaft verschreckt.
Die Islam-Konferenz muss also den alltäglichen, besänftigenden
Brückenschlag zwischen den Kulturen und Religionen üben. Ein sehr
schwieriges Unterfangen.
Es ist wahr: Islamisten, die Terroranschläge planen, wird man durch
die Konferenz nicht abhalten können. Aber: Der Islam wird vielleicht
vom Generalverdacht befreit werden, unter den er durch die Attentate
verwirrter Glaubensbrüder stets gestellt wird.
Das Dialogprojekt könnte sogar den aufgeklärten Islam in Deutschland
beflügeln und die Radikalen in den eigenen Reihen stärker isolieren.
Hoffentlich. Und hoffentlich wird die Republik im Verlauf des neuen
Dialogs etwas von ihrer peinlichen Hysterie verlieren. Damit
Theater-Intendanten begreifen, es ist falsch, sich zu unterwerfen und
den Spielplan zu ändern; damit eine ARD versteht, dass sie vor der
Gewalt kapituliert, wenn sie die Ausstrahlung eines hochgelobten
Films über türkische Jugendkriminalität in die Nacht verschiebt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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