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LVZ: Hoffnung bleibt

Geschrieben am 27-09-2006

Leipzig (ots) - Von Olaf Majer
Erst der Integrationsgipfel, nun die Islam-Konferenz - klingt gut,
doch vieles bleibt Aktionismus. Denn leider sitzen am Schäuble-Tisch
nicht die, um die es wirklich geht: Gewaltbereite Islamisten. Diese
lehnen aus Prinzip jedes Gespräch mit dem geschmähten Westen ab und
hören lieber auf Hassprediger wie den libanesischen Scheich Omar
al-Bakri, der gerade erst das Schwert forderte und den Dialog
verdammte. Dem Papst müssen die Ohren klingeln.
Erschwerend kommt hinzu, dass nicht weniger als ein gutes Dutzend
Islamexperten die Muslime in Deutschland vertreten. Neben diesem
Stimmengewirr nimmt sich der Turmbau zu Babel als harmonische
Gemeinschaftsaufgabe aus. Der Wunsch nach einem Ansprechpartner ist
verständlich. Allerdings wird es beim Wunsch bleiben. Das Beispiel
des Islamrates in Frankreich zeigt: Egal wer sich zum alleingültigen
Fürsprecher erklärt, er wird nur von einer Minderheit akzeptiert.
Dennoch besteht Hoffnung. Immerhin redet man mit- und nicht
übereinander. Auch die Zeitvorgabe lässt die Möglichkeit zum
Tiefgang. In drei Jahren kann man alles zerreden, aber auch zu
Ergebnissen kommen. Von der Bundespolitik muss erwartet werden, dass
sie Integration als Chance begreift. Grundvoraussetzung dafür ist
eine verbesserte Bildung - und nicht zuerst die Einführung eines
Islam-Unterrichtes. Nur mit guten Sprachkenntnissen und individueller
Lernförderung bekommen auch Zuwanderer-Kinder eine Perspektive in
Deutschland. Das kostet Geld, ist aber zehnmal besser, als teure
Folgekosten durch Gewalt und Radikalisierung.
Von den Muslimen muss erwartbar sein, dass sie sich den Verhältnissen
ihrer neuen Heimat besser anpassen. Integrationswille darf kein
Lippenbekenntnis sein. Dazu gehört, dass eine muslimische Lehrerin
nicht auf das Kopftuch besteht, um unterrichten zu können. Dazu
gehört aber auch eine kritische Reflexion, wie Islam in Deutschland
funktionieren kann. Man kann nicht Moscheen fordern und zugleich ein
Konvertieren zum Christentum mit Höllenstrafen ablehnen. Mehr
Toleranz und Verständnis für deutsche Kultur und Werte auf der einen
Seite - weniger pauschale Vorurteile gegen alles Fremde auf der
anderen Seite: Das wäre keine schlechte Basis für einen ernsthaften
Dialog.
So gesehen hat die Deutsche Oper dem Ansinnen um Verständigung einen
Bärendienst erwiesen. Welcher Teufel hat eigentlich Intendantin Harms
geritten, die Mozart-Oper aus Angst vor Mohammeds Zorn zu verbannen?
Dies ist nicht mehr und nicht weniger als eine Kapitulation. Was ist
jetzt noch erlaubt? Etwa "Nathan der Weise" - sollte man ihn aus
Furcht vor gewalttätigen Neonazis lieber vom Spielplan nehmen? Oder
der Satirestreifen "NVA": Darf der weiter als DVD verkauft werden,
obwohl die Lametta-Träger der Volksarmee sich in ihrer Ehre verletzt
fühlen? Noch weht in Berlin über Reichstag und Brandenburger Tor
Schwarz-Rot-Gold - für Freiheit, Demokratie, hoffentlich auch für
Toleranz und christliche Nächstenliebe. Über der Deutschen Oper weht
leider schon die weiße Fahne.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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