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Westdeutsche Zeitung: Griechenland = von Martin Vogler

Geschrieben am 28-04-2010

Düsseldorf (ots) - Ängste und Ärger lassen sich auch mit einem
doppelten Ouzo nicht wegspülen. Ebenso hilft uns die verklärte
Erinnerung an den Traumurlaub auf einer Kykladen-Insel kaum weiter.
Wir merken stattdessen: 2000 Kilometer Luftlinie Entfernung und
selbst die Tatsache, dass die wenigsten ihr Geld direkt in
griechische Anleihen angelegt haben, schützen uns nicht vor den
Folgen der Finanzkrise in Griechenland. Diese Folgen können
schmerzhaft sein. Sie werden, entgegen mancher, von Schadenfreude
geprägten Meinung, nicht nur Banken und vermeintlich Reiche treffen.
Auch viele Kleinsparer, die ein paar Tausender Fonds anvertraut
haben, wissen gar nicht, ob da auch Papiere aus Griechenland oder den
ebenfalls kritisch bewerteten Ländern Spanien, Portugal oder Irland
enthalten sind. Zudem kann die Zusatzrente aus Versorgungswerken
genauso deutlich bescheidener ausfallen wie die Ablaufleistung von
Lebensversicherungen. Ganze Lebensplanungen geraten so in Gefahr.
Sogar jene, die kein Geld zum Anlegen haben, können betroffen sein.
Denn einbrechende Börsenkurse wirken voraussichtlich im Verbund mit
einem absackenden Euro fatal. Unserer gerade mal wieder in Fahrt
kommenden Konjunktur drohen brutale Dämpfer. Darunter würden alle
leiden, zum Beispiel auch Arbeitssuchende. Also hoffen wir auf die
Politik und deren entschlossenes Handeln. Sie muss Griechenland
helfen, alles andere wäre langfristig nämlich noch teurer. Doch
zumindest Angela Merkel zögert, will vielmehr den Griechen ein
langfristiges Sparprogramm verordnen. Das klingt vernünftig, birgt
aber die große Gefahr, dass auf den internationalen Finanzmärkten die
Angst vor einem Staatsbankrott noch weiter wächst. Folge: Niemand
leiht den Griechen, selbst für horrende Zinsen, mehr Geld. Was alles
nur noch schlimmer machen würde. Keine Lösung wäre auch - obwohl
gelegentlich zu hören - die Griechen einfach aus der Eurozone zu
werfen. Das funktioniert angesicht der engen Verflechtungen nicht.
Aber aus der Erfahrung lernen sollte man schon: Hoffentlich ist
Europa künftig zurückhaltender, wenn es darum geht, zu rasch zu viele
neue Länder politisch und währungstechnisch zu integrieren.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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