(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Griechenland = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 26-04-2010

Düsseldorf (ots) - Die Schlagzeilen können der Kanzlerin nur recht
sein, mehr noch - sie sind von ihr wohlkalkuliert. "Merkel erhöht den
Druck auf Athen", heißt es zum Beispiel, oder: "Merkel lässt die
Griechen zappeln." Wenn die Kanzlerin hier als Zuchtmeisterin
auftritt, hat dies tatsächlich wenig mit der tatsächlichen Ausprägung
der griechischen Sparmoral zu tun. Nein, Merkel verfolgt damit vor
allem innenpolitische Ziele. Viele Menschen im Land sind entsetzt,
dass ausgerechnet "Madame No", die sich bis zuletzt auf europäischer
Ebene gegen Hilfen für den verschuldeten Staat sträubte, in den
nächsten Wochen Milliarden-Kredite auf den Weg bringen will. Die
griechische Finanzkrise droht für Merkel zum PR-Desaster zu werden.
Ausgerechnet vor der Richtungswahl in Nordrhein-Westfalen kursieren
immer neue Horror-Zahlen über das tatsächliche Ausmaß der
Schulden-Katastrophe. Dabei unterschlagen Merkels politische Gegner
gern das Wort Kredit, und so steht der Vorwurf im Raum: Für
Griechenland macht ihr leichtfertig Milliarden locker, aber die
Zukunft der Kinder in Deutschland spart ihr kaputt. Merkels
demonstrative Härte gegenüber Athen ist ihre Rechtfertigung: Nein,
lautet ihre Botschaft, der deutsche Staat hat kein Geld zu
verschenken; er gewährt seine Kredite erst dann, wenn eine solide
Grundlage für deren Rückzahlung geschaffen ist. Merkel muss derzeit
aber nicht nur beim Wähler für Glaubwürdigkeit werben, damit in den
kommenden Wochen eine gesetzliche Grundlage für die Finanzhilfen
geschaffen wird. Sie kann sich derzeit nicht einmal einer Mehrheit
innerhalb der Regierungskoalition sicher sein. Wenn die Kanzlerin
heute mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank vor die
Bundestagsfraktionen tritt, dann deshalb, weil dieser ihr
Argumentationshilfe geben soll. Zweifellos wird er eine bittere
Wahrheit aussprechen, an der besonnene Gemüter schon längst nicht
mehr zweifeln: Wenn Griechenland keine Kredite erhält, wird der Staat
pleite gehen und die europäische Währungsunion tief erschüttern. Die
Kanzlerin hätte es einfacher haben können. Durch ihre viel zu lange
durchgehaltene Blockade-Haltung in Brüssel hat sie erst die Zweifel
an den Finanzhilfen gesät, die sie nun erntet.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

264737

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zur Griechenland-Krise Rostock (ots) - Die Kanzlerin und ihr Finanzminister mögen noch so sehr beteuern, die Entscheidung sei noch nicht gefallen. Formal ist das richtig, faktisch ist es falsch. Denn die Bundesregierung hat keine Wahl. Nicht nur, weil sie wie alle anderen Euro-Länder längst den Beistand als letztes Mittel zugesagt hat und der Notfall jetzt eingetreten ist. Ein Staatsbankrott Griechenlands wäre ein ähnlich riskantes Experiment wie das Fallenlassen der Lehman-Bank. Das war 2008 der Auslöser für die Implosion der Zocker-Finanzmärkte. Diesmal könnte mehr...

  • WAZ: Gesundheitsminister sieht Gesundheitskarte auf gutem Weg Essen (ots) - Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) begrüßt die Einigung auf eine neue Version der elektronischen Gesundheitskarte. "Das Ministerium hat die Partner in der Betreibergesellschaft von einem gemeinsamen Vorgehen überzeugt", sagte Rösler den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Dienstagausgaben). Die elektronische Gesundheitskarte wird laut Rösler einen Notfalldatensatz, einen elektronischen Arztbrief und die sogenannten Stammdaten des Versicherten enthalten. Dies sei eine vernünftige Basis, um zu einem späteren Zeitpunkt mehr...

  • Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler ehrt Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl mit dem "Roland Berger Preis für Menschenwürde" München/Berlin (ots) - Sperrfrist: 26.04.2010 21:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Bei einem Festakt im Konzerthaus in Berlin wurde heute Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl mit dem diesjährigen "Roland Berger Preis für Menschenwürde" geehrt. Hessens Ministerpräsident Roland Koch nahm den Preis stellvertretend für Helmut Kohl entgegen und überbrachte dabei auch die Grüße des Preisträgers, der nicht persönlich anwesend war. Helmut Kohl musste sich mehr...

  • Rheinische Post: Papst-Bekenntnis Düsseldorf (ots) - Nur Ignoranten dürften die geplante Vergebungsbitte von Papst Benedikt XVI. als Gerede abtun. Alle anderen werden darin ein historisches Bekenntnis sehen, mit dem deutlich wird, welche Schuld die katholische Kirche mit den vielen Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester auf sich geladen hat. "Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa" - durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld, so heißt es im Kern des Gebets. Der Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf Erden bittet Gott darin nicht mehr...

  • Rheinische Post: Schnelle Hilfe Düsseldorf (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzchef Wolfgang Schäuble (beide CDU) haben sich im Streit um Hilfen für das EU-Mitglied Griechenland verzockt. Und das kann Deutschland teuer zu stehen kommen. Die Verzögerungstaktik verschärft die Finanzierungsbedingungen der Hellenen an den Kapitalmärkten nur unnötig. Dabei ist der Beschluss längst gefasst. Die EU kann Griechenland nicht pleitegehen lassen oder aus der Gemeinschaft hinauswerfen. Selbst der "freiwillige" Austritt würde die Probleme nicht lösen. Die Union wäre mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht