(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Forderung nach Subventionen ist absurd

Geschrieben am 19-04-2010

Berlin (ots) - Die vermuteten Verluste durch die von der
Naturgewalt erzwungene Ruhe am Himmel werden schon mal kräftig
hochgerechnet. Für die Lufthansa als Deutschlands größter
Fluggesellschaft wird täglich mit einem Geschäftsausfall von gut
zwanzig Millionen Euro gerechnet, im hohen einstelligen
Millionenbereich dürfte er beim Branchen Zweiten Air Berlin liegen.
Alle europäischen Airlines zusammen sollen Einnahmeverluste pro Tag
in Höhe von mindestens 150 Millionen Euro haben. Und da das
Flugverbot mittlerweile Auswirkungen auf viele andere Branchen hat,
entgeht allein deutschen Unternehmen nach flugs angestellten
Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelkammertags täglich
ein Geschäftsvolumen im Wert von rund einer Milliarde Euro. Wie
seriös die Zahlen auch immer sein mögen - sie alle verfolgen
frühzeitig ein Ziel: Die Politik soll weich geklopft werden, um
Verluste für die Unternehmen zu mindern. Es ist der - noch verhaltene
- Ruf nach Subventionen. Aber er darf nicht erhört werden.
Es ist bequem geworden, für alle Unbilden des Lebens den Staat wenn
schon nicht verantwortlich zu machen, so doch zumindest finanzielle
Entschädigung von ihm zu erwarten. Selbst Unternehmen in der
Marktwirtschaft pochen in schwierigen Zeiten immer ungenierter
darauf, während sie in Boom- Phasen staatlichen Regularien misstrauen
und allein den Gewinn im Blick haben. Dass sich große Konzerne wie
auch kleine Betriebe stets ihres Geschäftsrisikos bewusst und deshalb
für vorübergehend schlechtere Zeiten gerüstet sein müssen, gerät als
Unternehmensphilosophie leider mehr und mehr in Vergessenheit.
Wenn schon nach nur vier fluglosen Tagen in Deutschland über
staatliche Hilfen diskutiert wird, reiht sich das ein in unrühmliche
Vorgängerbeispiele. Und dass ausgerechnet der liberale
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sogleich mit in dieses Horn
stößt, bestätigt all jene, die seine Berufung in dieses Amt
kopfschüttelnd registriert haben. Solange der Luftraum aus
Sicherheitsgründen für einen überschaubaren Zeitraum gesperrt bleibt,
haben davon betroffene Unternehmen das Risiko selbst zu tragen - so
wie sie in besseren Zeiten den Gewinn allein einstreichen. Hilfen für
die von der Aschewolke gebeutelten Airlines müsste doch im
Umkehrschluss die Konsequenz haben, dass all jene, die dank des
Flugverbots unerwartet dicke Geschäfte machen, nun vom Staat
zusätzlich geschröpft werden. Eine Sondersteuer für Autovermieter,
Busunternehmen, Bahn und Hotels? Auf die Idee kommt bislang gottlob
keiner.
So klar die stillen wie schon lauteren Forderungen nach Hilfen für
Luftfahrtunternehmen zumindest zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen
sind, so verständlich ist deren Erwartung, dass endlich die
tatsächliche Gefährlichkeit der Aschewolke konkret gemessen wird. Es
verblüfft schon, wenn Lufthansa und Air Berlin plötzlich erlaubt
wird, Passagiere im Sichtflug aus fernen Regionen nach Deutschland
heimzufliegen. Da werden vage Erinnerungen an die Verirrungen rund um
die Schweinegrippe wach.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

263294

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Afghanistan: Bielefeld (ots) - Eigentlich sollte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag im Kundus-Untersuchungsausschuss nach allen Regeln der politischen Kunst gegrillt werden. Jetzt bekommt er Schützenhilfe, wie sie sich niemand gewünscht hat. Alte Vorwürfe erscheinen in einem neuen Licht. Die Rahmenbedingungen zur Aufarbeitung der Vorgänge in jener Nacht auf einer Sandbank in Nordafghanistan haben sich grundsätzlich geändert. Seit dem Tod von sieben deutschen Soldaten und schwersten Verletzungen weiterer gibt es keinen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Nahost / Israel / Barak Osnabrück (ots) - Wer stehen bleibt, geht unter Israels Verteidigungsminister Ehud Barak mag ein mäßiger Politiker sein. Doch aus der Erfahrung als überaus erfolgreicher Soldat trifft er mit seiner Kritik den Punkt: Israel verlässt sich unter Benjamin Netanjahu viel zu sehr auf militärische Stärke; die aber ist noch kein Wert an sich. Sie schützt vor Erpressung. Der Politik verschafft sie Zeit und Gestaltungsspielraum. Wertvoll wird militärische Stärke aber erst, wenn Politik damit stabile Beziehungen zu möglichst vielen Partnern mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Steuer / Schätzung / FDP Osnabrück (ots) - Nicht auf Pump Es kommt wie erwartet: Die neue Steuerschätzung wird keine Wende in der Entlastungsdebatte bringen. Die FDP steht deshalb weiter unter Druck, von ihrem Wahlversprechen noch stärker als bisher abzurücken. Auch die jetzt genannte Forderung, im Laufe der Legislaturperiode zusätzliche 16 Milliarden Euro an Bürger und Betriebe zurückzugeben, muss nicht das letzte Wort der Liberalen sein. Am Ende läuft alles auf den Finanzminister zu. Und der gibt immer wieder - fast gebetsmühlenartig - zu verstehen, dass mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Luftverkehr / Vulkanausbruch / Island Osnabrück (ots) - Schon peinlich Von wegen, Island hat keine Asche mehr! Das durch die Bankenkrise vor dem Bankrott stehende Land zeigt es der Welt, mochte man vor Tagen noch witzeln. Doch die Folgen des Vulkanausbruchs für Europas Flugverkehr und Wirtschaft sind so fundamental, dass weder Spaß noch Freude über die Poesie des Stillstands angebracht erscheint. Mag ein Hummer-Engpass in Deutschlands Luxus-Restaurants noch mit einem Achselzucken quittiert werden, stellt der stillgelegte Luftverkehr für Hunderttausende Urlauber und mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Niedersachsen / Regierung / Kabinettsumbildung Osnabrück (ots) - Kabinettstück Das war ein Kabinettstück! Mit dem Umbau seiner Ministerriege ist Christian Wulff ein Coup gelungen, der nicht nur in Niedersachsen für Verblüffung sorgt, sondern bundesweit Beachtung findet. Vor allem die Berufung von Johanna Wanka und Aygül Özkan lässt aufhorchen. Wanka ist eine gestandene Bildungsexpertin, deren Erfahrung und Dynamik einen Gewinn darstellen. Dass mit ihr erstmals eine Ostpolitikerin in ein Westkabinett einzieht, ist zugleich ein erfreulicher Beitrag zur Vertiefung der deutschen Einheit. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht