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Neue Westfälische: Wieder tote Bundeswehrsoldaten Neu nachdenken CARSTEN HEIL

Geschrieben am 15-04-2010

Bielefeld (ots) - Deutschland wird sich an schlechte Nachrichten
aus Afghanistan gewöhnen müssen. Gestern starben wieder vier
Bundeswehrsoldaten bei Gefechten mit Taliban-Kämpfern, fünf wurden
verletzt, zwei schwer. Und es ist zu fürchten, dass sie nicht die
letzten gewesen sein werden. Das ist zuallererst eine große
Katastrophe für die Angehörigen. Ihre fürchterliche Angst, mit der
sie den Einsatz ihrer Lieben am Hindukusch begleiten, war berechtigt
und schlägt nun um in tiefe Trauer. Erst vor zwei Tagen ist der bei
Kundus getötete Bielefelder Soldat Martin Augustyniak beigesetzt
worden. Die Tränen seiner Familie sind noch lange nicht getrocknet,
da trifft der Horror schon die nächsten Deutschen.
Das ist schrecklich, darf aber die politische Debatte über den
Einsatz nicht zu sehr beeinflussen. Die Deutschen sind es in jüngster
Vergangenheit nicht gewohnt, dass ihre Soldaten in Kampfeinsätzen
umkommen. Ganz anders als Briten und Amerikaner. Die Taliban wissen
das und haben die Bundeswehr als schwächstes Glied in der Kette
ausgemacht. Sie wissen, dass in Deutschland ein Menschenleben höher
geachtet ist als in Afghanistan. Und sie wissen auch, dass sich die
Mehrheit der Deutschen längst für einen Abzug ausspricht. Es wird
also auch innenpolitisch für die verantwortliche Regierung
gefährlich. Sollte sich Deutschland unter dem Eindruck der
fürchterlichen Schläge aus der Allianz verabschieden, hätten die
Islamisten einen entscheidenden Etappensieg errungen.
Einfache Antworten gibt es nicht. Der Deutsche Bundestag ist dennoch
dazu verpflichtet, neu zu diskutieren, neu zu bewerten und dann eine
eindeutige Antwort zu geben und dann die entsprechenden Maßnahmen zu
beschließen. So nah der Wunsch nach Abzug liegt und so berechtigt die
Frage nach dem Sinn des Einsatzes ist, so unkalkulierbar wären die
Folgen eines schnellen Rückzuges.
Wenn die Parlamentarier zu dem Schluss kommen, dass der Einsatz immer
noch sinnvoll ist, müssen sie die Truppe entsprechend ausstatten.
Bisher haben sie immer nur in kleinen Schritten nachgebessert, die
Soldaten vor Ort waren stets im Hintertreffen. Zu Beginn des
Einsatzes mussten sich die deutschen Kräfte sogar selbst Ferngläser
bei Tchibo kaufen, um ausgestattet zu sein. Und so lange die
gefährliche Aktion dauert, so lange wird die Debatte um Anzahl der
Soldaten und deren Ausstattung geführt.
So gab Verteidigungsminister zu Guttenberg erst nach dem Tod von drei
Bundeswehrangehörigen vor zwei Wochen und seinem Afghanistan-Besuch
in diesen Tagen bekannt, dass 60 weitere gepanzerte Fahrzeuge
bestellt werden. Warum nicht früher? Überraschend kommen die Angriffe
nicht. Schon 2006 haben Experten der deutschen Botschaft in
vertraulichen Berichten davon gesprochen, dass das Einsatzgebiet der
Bundeswehr im Norden zunehmend gefährlicher werde. Ohne Konsequenz.
Und schließlich müssen sich die Alliierten einig werden. Briten,
Deutsche und Amerikaner arbeiten nicht an einer gemeinsamen
Strategie. Jeder scheint froh, wenn der Feind im Gebiet der anderen
zuschlägt. So ist den kriegserfahrenen Taliban nicht beizukommen.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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