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Berliner Morgenpost: Kinder haben auch ohne Geld eine Zukunft - Kommentar

Geschrieben am 23-03-2009

Berlin (ots) - Berlins arme Kinder sind noch nicht verloren. 90
Prozent glauben, ihr Leben werde "richtig schön". Fast ebenso viele
sind überzeugt, "viele Dinge gut zu können", und sie halten die
Schule für wichtig. Die Kinder wünschen sich nicht Markenklamotten
und die neuesten Computerspiele, sondern die Liebe der Eltern,
Anerkennung und gute Freunde.
Zwar werfen die Ergebnisse der von Bayer finanzierten Studie über die
Einstellungen von 168 Sechs- bis 13-Jährigen aus dem Umfeld der
Arche-Jugendzentren in Hamburg und Berlin-Hellersdorf eine Menge
Fragen auf. Die wichtigste: Wie unterscheiden sich die Aussagen der
armen Kinder von den Wünschen der Sprösslinge aus wohlhabenden
Familien? Wenn elf Prozent der armen Kinder für sich nicht an ein
schönes Leben glauben, könnte dieser Anteil unter frustrierten und
vernachlässigten Wohlstandskindern ebenso groß sein. Hier besteht
noch Aufklärungsbedarf, um ein belastbares Bild der Bedürfnisse von
Berlins Kindern zu zeichnen.
Aber für die Berliner Bildungs- und Jugendpolitik liefert die
Befragung der Arche-Kinder doch einige Hinweise. In jungem Alter sind
Kinder noch erreichbar. Das düstere Szenario von Verwahrlosung und
schulischem Misserfolg, mit dem der scheidende Finanzsenator Thilo
Sarrazin jüngst die Stadt erschreckte, muss nicht Wirklichkeit
werden. Die Kinder wollen lernen, sie fordern für sich dauerhafte
Beziehungen mit Menschen in außerschulischen Projekten, die mögliche
Defizite des Elternhauses ausgleichen. Ständig wechselnde
Ein-Euro-Jobber auf dem betreuten Spielplatz oder im Jugendzentrum
helfen also wenig.
Ein paar Euro mehr für perspektivlose Eltern könnten zwar im
Einzelfall nützen, sie lösen aber das Problem für die Kinder nicht.
Dass es möglich ist, auch mit äußerst knapper Kasse seine Kinder
vernünftig zu versorgen und liebevoll zu erziehen, beweisen Tausende
von Eltern jeden Tag. Paradoxerweise hilft dabei sogar die Armut der
Stadt: Gerade in den sozial schwachen Kiezen führt das Fehlen von
Geld aus Sicht der Kinder offenbar nicht dazu, dass sie aus der
Gruppe herausfallen. Wo viele wenig haben, braucht man als Armer kein
Stigma zu fürchten.
Anstatt mehr Geld brauchen die armen Kinder von Berlin
Ganztagsschulen mit verständnisvoller Betreuung, anregende
Freizeitangebote mit zuverlässigen Ansprechpartnern und die
Erfahrung, dass ihre Fähigkeiten erkannt und geschätzt werden. Das
gilt nicht nur für die Kinder, die der umtriebige Arche-Gründer Bernd
Siggelkow immer wieder erfolgreich ins Rampenlicht schiebt.
Die wahre Herausforderung beginnt, wenn die Kinder aufhören, Kinder
zu sein. Um sie als Jugendliche vor dem Absturz in Schulversagen,
Frust, Gewalt und Verwahrlosung zu schützen, muss sich die
Stadtgesellschaft viel stärker um die Neun- bis Zwölfjährigen
kümmern. Es gilt, die kleinen Brüder und Schwestern der Krawall-Kids
von heute davor zu bewahren, in die gleiche Spirale zu rutschen wie
ihre falschen Vorbilder.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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