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Westdeutsche Zeitung: Kurzarbeit hilft - aber nur kurzfristig = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 26-01-2009

Düsseldorf (ots) - In der Vorweihnachtszeit hatte die
Wirtschaftskrise noch etwas Virtuelles. Wir staunten über die
unfassbar schlechten Zahlen, die täglich verkündet wurden - und
hauten dann, letztlich unbeeindruckt, unser Weihnachtsgeld auf den
Kopf. Inzwischen meldet ein Unternehmen nach dem anderen Kurzarbeit
an: Aus Zahlen werden Schicksale. Nun ist Kurzarbeit zwar kein
Jobverlust. Aber die Lösung aller Probleme ist sie auf Dauer nicht.

Kurzarbeit leistet zweierlei: Sie hilft Unternehmen, eine
konjunkturelle Flaute zu durchstehen, ohne massenweise qualifizierte
Mitarbeiter entlassen zu müssen - Mitarbeiter, die beim nächsten
Aufschwung fehlen würden. Und sie hilft den Arbeitnehmern. Diese
können bei überschaubaren finanziellen Einbußen ihre Stelle behalten
und im besten Fall die zusätzliche Zeit nutzen, um sich
weiterzubilden.

Doch hier liegt schon der erste Haken: Die Bundesagentur für
Arbeit soll die Sozialbeiträge der Kurzarbeiter demnächst komplett
übernehmen, wenn sie innerbetrieblich weitergebildet werden. Das wird
viele Arbeitgeber dazu verleiten, auch eine an sich unnötige
Weiterbildung zu organisieren, nur um an die Subventionen zu
gelangen. "Spanischkurse für den Mallorca-Urlaub" wolle man nicht
unterstützen, heißt es bei der Arbeitsagentur. Aber vernünftige
Kontrollinstrumente wird sie dazu nicht an die Hand bekommen.

Der zweite Haken ist der größere: Kurzarbeit hilft auch jenen
Unternehmen, die nicht nur konjunkturelle Probleme haben, sondern
zusätzlich strukturelle. Beispiel Automobilindustrie: Sie hat
jahrelang die technologische Entwicklung verschlafen. Soll jetzt die
Gesellschaft solche Versäumnisse über das Kurzarbeitergeld
ausgleichen - auch wenn es gerade Mode ist, alle möglichen Verluste
zu sozialisieren?

Um kein Missverständnis zu provozieren: Kurzarbeit ist im Moment
für alle Beteiligten das kleinere Übel. Aber wenn sich die Konjunktur
nicht in absehbarer Zeit aufhellt, dann wird das Heer der
Kurzarbeiter unweigerlich in die Arbeitslosigkeit marschieren, dann
hat die teure Kurzarbeit die Probleme nicht gelöst, sondern nur
kaschiert. Wenn im September der Bundestag neu gewählt wird, sollten
wir also nicht nur auf die Arbeitslosenzahl schauen. Die Zahl der
Langzeit-Kurzarbeiter ist ebenso aufschlussreich.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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