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Westdeutsche Zeitung: Das für die CSU katastrophale Wahlergebnis und die Folgen = von Martin Vogler

Geschrieben am 28-09-2008

Düsseldorf (ots) - In Bayern darf man ehemalige
Ministerpräsidenten mit Märchenkönig Ludwig II vergleichen. Bei Franz
Josef Strauß tat dies soeben dessen Sohn Franz Georg. Keiner regte
sich auf. Immerhin als unantastbar galten vor Strauß Alfons Goppel
und danach sogar Edmund Stoiber. Bei Wahlen stellte sich bislang nur
die Frage, ob die CSU im Landtag mit einer Zweidrittelmehrheit die
Muskeln spielen lassen kann. Solche, den Freistaat Bayern über
Jahrzehnte prägende Erfahrungen, muss man sich vergegenwärtigen, um
die Dimension der gestrigen Wahl zu begreifen. Ein Ergebnis, das
andere Parteien in anderen Bundesländern in einen Glücksrausch
versetzen würde, ist für die CSU eine Katastrophe.
Was geschieht nun? Es werden Köpfe rollen. Egal, ob bereits in dieser
Woche oder später: Für die farb- und gücklosen Herren Beckstein und
Huber dürfte es nach diesem Desaster keine bedeutende Zukunft geben.
Falls zumindest einer von ihnen noch etwas im Amt bleiben sollte,
wird das lediglich an einer fehlenden Alternative liegen. Aber
vielleicht schlägt ja die große Stunde des Horst Seehofer? Die CSU
wird auf jeden Fall bundespolitisch an Bedeutung verlieren, auch wenn
sie mit einem Koalitionspartner die Regierung bildet.
Denn der Plan, dass die SPD nach ihrem extrem schlechten Wahlergebnis
zusammen mit Grünen, FDP und Freien Wählern ein ganz buntes
Machtbündnis schafft, ist eher unrealistisch. Die einzige Motivation,
die diese vier Parteien eint, ist nämlich Überdruss angesichts der
als allmächtig empfunden Christsozialen. Das ist zu wenig.
Außerdem haben die Bayern zwar die CSU abgewatscht, doch die Mehrheit
im Freistaat ist weiterhin bürgerlich. Die Resultate von FDP und vor
allem der Freien Wähler beweisen dies. Und zu den Freien muss man
wissen: Die Mehrheit ihrer Mitglieder liegt politisch ganz nahe bei
der CSU. Die Freien spielen seit über 30 Jahren in der
Kommunalpolitik eine wichtige Rolle, stellen Landräte und
Bürgermeister und hatten jahrzehntelang keine landes- oder gar
bundespolitischen Ambitionen. Selbst ihr jetziger Bundes- und
ehemaliger Landesvorsitzender Armin Grein sah lange das
Betätigungsfeld nur in der Kommunalpolitik. Das ist jetzt anders. Ein
neuer Farbtupfer könnte sogar außerhalb Bayern Akzente setzen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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