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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 29. September 2008 den Ausgang der bayrischen Landtagswahl:

Geschrieben am 28-09-2008

Bremen (ots) - Erdbeben-Zentrum München
von Volker Weise
Die Welt im Süden wankt: Erst verlieren die Bayern zu Hause gegen
Werder und dann verliert die CSU auch noch ihre absolute Mehrheit.
Und sie verliert in einem Maße, dass man nur von einem Desaster
sprechen kann. Eine der letzten Bastionen politischer
Verlässlichkeit, diese parlamentarische Monarchie, ist geschleift.
Dieses Erdbeben wird nicht nur südlich der Main-Linie zu spüren sein.
Schaun' wir 'mal!
Aber im Ernst: Wir wussten, dass Herr Beckstein kein Franz-Josef
Strauß ist. Aber dass er auch kein Edmund Stoiber ist, dass wissen
wir so sicher seit gestern. Zu viele der bayerischen Wähler haben dem
zweifelhaften Duo Beckstein/Huber die Gefolgschaft verweigert. Da
fehlte einerseits der in Bayern stets gefragte Unterhaltungswert der
Protagonisten. Immer nach dem Motto: Blöd darf er schon sein, aber
nicht langweilig. Und andererseits waren eindeutige politische
Haltungen nicht erkennbar. Bei der Pendlerpauschale zum Beispiel
stimmte die CSU im Bundestag aus taktischen Gründen gegen die
Wiedereinführung, obwohl sie eigentlich dafür war. Während sie
bundespolitisch im Land Unbehagen auslöste, gaben die
landespolitischen Themen wenig her, sieht man einmal von der
Promille-Aussage Becksteins zur Fahrtüchtigkeit ab.
Das Land steht auch wirtschaftspolitisch gut da, eigentlich gibt es
keinen spezifischen Grund, die Pferde zu wechseln. Doch die CSU ist
nicht mehr sexy. Sie hatte keine überzeugenden
Führungspersönlichkeiten und ihr Einfluss in Berlin wurde als zu
gering gewertet. Nun steht Huber-Kontrahent Seehofer vor der Tür. Das
wird ein fröhliches Hauen und Stechen im weiß-blauen Haus geben.
Profitiert vom christsozialen Unvermögen haben aber beileibe nicht
die Sozialdemokraten, die - man glaubt es kaum - sich noch einmal
verschlechtert haben. Profitiert haben die Newcomer im neuen
bayerischen Landtag, Freie Wähler und FDP, beide fest dem
bürgerlichen Lager zuzurechnen.
Die Grünen haben beachtlich gewonnen, nur stoßen sie bei der Suche
nach einem potenziellen Partner allein auf die SPD. Die aber hat sich
als möglicher Koalitionspartner durch ein peinliches Ergebnis aus dem
Gespräch gebracht. Auch wenn SPD-Spitzenkandidat Maget sich in seiner
Euphorie über die CSU-Verluste schon als Seniorpartner einer
Vier-Parteien-Regierung ausgerufen hat. Es scheint, als habe
besonders die SPD an Wahlabenden unter großen Realitätsverlusten zu
leiden.
Nein, es wird nach der großen Aufgeregtheit des Sonntags kommen, wie
es kommen muss. Die CSU hat nach allen demokratischen Spielregeln mit
über 40 Prozent einen klaren Regierungsauftrag und sie kann sich den
bürgerlichen Partner aussuchen.Für sie wird es eine Zeitenwende, wenn
sie auf einen Partner Rücksicht nehmen muss. Bei der Schwesterpartei
CDU und der Großen Koalition in Berlin muss man Trauer tragen. Die
Mehrheit im Bundesrat ist perdu, die in der Bundesversammlung zur
Wahl des Bundespräsidenten fraglich. Die Union kann nicht mehr
gewinnen - die SPD aber auch nicht. Frau Merkel und
SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier weht rauer Wind ins Gesicht.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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