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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Bayern-Wahl:

Geschrieben am 28-09-2008

Bielefeld (ots) - Zeitenwende im Süden der Republik: Die mehr als
40-jährige Alleinherrschaft der CSU in Bayern ist Geschichte. Mit dem
Ergebnis von 43 Prozent bleiben Ministerpräsident Günther Beckstein
und Parteichef Erwin Huber überdeutlich hinter der von ihnen selbst
gesteckten Zielmarke »50 Prozent plus X« zurück. Noch dramatischer
liest sich das Ergebnis im Vergleich zu Edmund Stoibers Triumph 2003
- minus 17 Prozent. Ein Desaster. Die CSU hat ihren Mythos verloren.
Kaum eine Rolle spielt da die Tatsache, dass die CSU-Zahlen vom
gestrigen Abend für jede andere Partei in jedem anderen Bundesland
Grund zu Selbstzufriedenheit und Freude wären. Im Freistaat war man
anderes gewohnt - bisher zumindest. So kommt man nicht umhin, das
glücklose Duo Beckstein/Huber zum eindeutigen Wahlverlierer zu
erklären.
Nun muss ein »Plan B« her, den der bayerische Ministerpräsident und
sein Parteivorsitzender bis zur Schließung der Wahllokale konsequent
verweigert hatten. Ein Ergebnis dieses Plans liegt nahe: Die CSU wird
mit der FDP koalieren. Die Liberalen sind neben den Freien Wählern
der große Wahlsieger. Erstmals seit 1994 hat die FDP wieder den
Sprung in den Landtag geschafft, und sogleich lockt die
Regierungsbeteiligung.
Ob es die Liberalen bei den Koalitionsverhandlungen jedoch noch mit
Günther Beckstein und Erwin Huber zu tun haben werden, scheint mehr
als fraglich. Die Heckenschützen hatten sich schon vor dem
Wahlsonntag in Stellung gebracht, jetzt dürfte gefeuert werden. Das
wahrscheinlichste Szenario: Der glücklose Erwin Huber gibt das
Bauernopfer, auch um Beckstein im Amt des Ministerpräsidenten zu
halten. Heißester Kandidat auf den Parteivorsitz ist Horst Seehofer.
Weitere Erkenntnis der Bayern-Wahl: Wieder legen nur die Kleinen zu.
Das Siechtum der Volksparteien setzt sich fort. Die SPD um
Spitzenmann Franz Maget profitiert nicht etwa vom Absturz der CSU,
sondern kassiert ihr historisch schlechtestes Ergebnis. In Berlin
können der Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und der
designierte Parteivorsitzende Franz Müntefering nur froh sein, dass
man ihnen das Ergebnis ernsthaft nicht anlasten kann.
Bei Bundeskanzlerin Angela Merkel müssen nach dem CSU-Debakel alle
Alarmglocken schrillen. Eine geschwächte CSU wäre der CDU-Chefin
sicher recht gewesen, eine derart schwache CSU schwächt die Union
insgesamt und zwar massiv. Die Bayernwahl war die zehnte Landtagswahl
in Folge, bei der die Union Stimmen verloren hat. Das sind keine
guten Vorzeichen für die Bundestagswahl in einem Jahr.
Zum endgültigen Chaos hätte nur noch der Einzug der Linken in den
bayerischen Landtag gefehlt. Dazu ist es nicht gekommen. Dennoch: Aus
der CSU-Übermacht mit komfortabler Zwei-Drittel-Mehrheit wird ein
Parlament mit fünf Parteien und einer Koalitionsregierung. In Bayern
zieht die demokratische Normalität ein, auch wenn gerade das alles
andere als normal ist.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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