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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) schreibt zu den Waffengesetzen

Geschrieben am 24-09-2008

Bielefeld (ots) - Die finnische Regierung diskutiert über
schärfere Waffengesetze. Nach dem Amoklauf im vergangenen Jahr in
Jokela, bei dem ein Schüler acht Menschen erschoss, hatte sie das
schon einmal getan. Ergebnislos. Dabei ist es gar keine Frage:
Natürlich müssen die Gesetze zum Erwerb und Besitz von Waffen
verschärft werden! Wie lautet ein englisches Sprichwort: »Wenn du
einen Hammer hast, fangen alle Probleme an, wie Nägel auszusehen.«
Das heißt: Der Besitz von Waffen begünstigt die gewaltsame
Verarbeitung von Konflikten. Aggressionsforscher wissen das schon
lange, die Waffenlobby schweigt darüber beharrlich. Was für
Individuen gilt, trifft auch auf Staaten und ihre Regierungen zu.
Militärische Großmächte, das lehrt die Geschichte, regelten Probleme
häufig mit dem Schwert. »Militärisch starke Staaten neigen dazu,
militärische Gewalt eher als ein nützliches Instrument zur Gestaltung
der internationalen Beziehungen zu sehen als militärisch schwächere
Staaten«, schreibt Robert Kagan in seinem Buch »Macht und Ohnmacht«.
Kagan arbeitete von 1984 bis 1998 im US-Außenministerium. Inzwischen
bezweifeln auch viele Amerikaner, ob der Einmarsch im Irak klug war.
Zurück nach Finnland, zu den Angehörigen der zehn in Kauhajoki
getöteten Berufsschüler. Sie fragen sich: Wie kann es sein, dass die
Polizei den Täter, der mit Bildern von Schießübungen im Internet
prahlte, einen Tag vor dem Massaker überprüfte und ihm trotzdem die
Waffe ließ? Der Tod unserer Kinder wäre vermeidbar gewesen, wissen
sie und klagen den Staat an.
Aus all dem folgt: Regierungen haben die Pflicht, ihre Bürger gegen
Gefahren von außen zu schützen, sie aber gleichzeitig im Inneren so
schwach zu machen wie eben möglich. Egal ob aus diffusem Hass auf die
Menschheit, Rache, Habgier oder verschmähter Liebe: Niemand darf
einfach an Waffen gelangen, um mit ihnen das Leben anderer Menschen
auszulöschen. Deshalb müssen die Waffengesetze rigide sein. Und
deshalb muss der Staat auf sein Gewaltmonopol bestehen. Für Finnland
wie für Deutschland oder die USA sollte gelten: Waffen nur in die
Hände von Polizisten und Soldaten. Natürlich wird es nie ganz
gelingen, Amokläufe zu verhindern und den illegalen Erwerb von
Schießeisen zu unterbinden. Aber Finnland, das Land Europas mit den
meisten Waffen in Privathänden, ist es den Opfern von Kauhajoki und
ihren Angehörigen schuldig, ein Zeichen zu setzen.
Die Ausrede, es handele sich oft um Jagdwaffen, ist kein Argument.
Soll der Schutz vor Bären und Wölfen etwa laxe Waffengesetze mit
Folgen wie an der Berufsschule rechtfertigen?
Psychologen kennen ein weiteres Argument für die Entwaffnung der
Bürger. Die den Menschen angeborene Tötungshemmung wirkt nur im
Nahkampf. Wer mit Feuerwaffen aus der Distanz auf einen Schulhof
schießt, bei dem funktioniert die Sperre im Kopf nicht. Auf diesen
Effekt setzen Militärs bei den Hightech-Waffen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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