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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Baader Meinhof Komplex

Geschrieben am 24-09-2008

Leipzig (ots) - Von Peter KorfmacherEin Fall für Historiker:
Baader-Meinhof-KomplexZwei Jahrzehnte lang tötete die RAF, 30
Menschen fielen ihr zum Opfer, Exponenten von Staat und Wirtschaft
und Unbeteiligte, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Diese
Morde haben (West-)Deutschland traumatisiert, die Schüsse hallen
immer noch nach, und die Erinnerungs-Folklore der publizistischen
Feierlichkeiten zum 40.Geburtstag von 1968 hat die Echos wieder
verstärkt.
Da kommt "Der Baader Meinhof Komplex" gerade recht. Ein Zufall ist
diese Punktlandung gewiss nicht. Sie ist Kalkül. Und dieses Kalkül
hat nicht die Aufarbeitung von Geschichte imSinn. Es zielt auf den
Erfolg des Produktes, auf die Vermarktung eines Spielfilms. Und
dieses Kalkül, es ist bereits aufgegangen.
150 Minuten dauert das rasant erzählte Terrordrama. 150 Minuten, in
denen Uli Edel und Bernd Eichinger die Geschichte der RAF vom 2. Juni
1967 bis zum Heißen Herbst 1977 erzählen. 150 Minuten für zehn Jahre,
die bis heute niemand wirklich verstanden hat ...
Den Machern des Films wird im Ernst der Vorwurf gemacht, sie würden
nicht maßgeblich beitragen zur Klärung der Frage, was Idealisten zu
Radikalen macht, zu Fundmentalisten, schließlich zu Mördern. Sie
würden nicht helfen beim Verständnis der Umstände, die dazu führten,
dass das Gemeinwesen so lange so hilflos war, dass niemand begriff,
warum 1967 die Studenten aufstanden und ab 1972 Menschen starben. Sie
würdigten die Opfer nicht hinreichend. Letzteres ist eine Frage der
Dramaturgie und der Erzählperspektive, eine solche Entscheidung muss
ein Regisseur fällen, will er eine Form finden. Den Rest kann ein
Film nicht leisten. Und es ist gut, dass Eichinger und Edel es gar
nicht erst versuchen.
Viele wiegen noch immer Schuld und Schuld, Tod und Tod gegeneinander
auf: Benno Ohnesorg war ein unschuldiges Opfer, natürlich. Doch die
30 leblosen Körper auf der langen Blutspur der RAF, sie waren es
auch. Zum Relativieren gibt es da keinenSpielraum. Wer dies mitnimmt
aus einem Film, der mit fortwährendem Töten und Sterben an den Nerven
zerrt, hat etwas verstanden - emotional.
Für alles Weitere sind nicht Filmemacher zuständig, sondern die
Historiker. Nicht die, die im Fernsehen Geschichte aufbereiten, als
sei sie ein Spielfilm. Sondern die richtigen. Und die haben noch
lange zu tun mit dem Baader-Meinhof-Komplex. Denn dieses
Vierteljahrhundert ist so kompliziert wie traumatisierend. Bis heute.
@p.korfmacher@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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