Wacklige Harmonie in der SPD / Nach einem Jahr voller Härten schlägt die SPD versöhnliche Töne an und will sich auf Inhalte konzentrieren. Ist dem zu trauen? Leitartikel von Jana Wolf
Geschrieben am 10-01-2020 |   
 
 Regensburg (ots) - Das Bedürfnis nach Harmonie in der SPD ist zum Jahresauftakt  
groß. Die Erinnerungen an die Härten von 2019 stecken den Sozialdemokraten noch  
tief in den Knochen: Der Rücktritt von Andrea Nahles, die schier endlos  
scheinende Suche nach einer neuen Parteispitze, die 15,8-Prozent-Schlappe bei  
der Europawahl. Und: Kein einziges Mal kam die SPD im vergangenen Jahr in  
Umfragen auf 20 Prozent, nicht einmal annähernd. Nach all diesen Tiefpunkten und 
inneren Zerwürfnissen bemühte sich die SPD-Fraktion bei ihrer Klausur zum  
Jahresauftakt gestern und vorgestern sichtlich darum, versöhnliche Töne  
anzuschlagen. Geläutert ins neue Jahr - diesen Eindruck will man vermitteln.  
Fraktionschef Rolf Mützenich, für seine Ruhe und Besonnenheit bei den Genossen  
hochgeschätzt, nannte Partei und Fraktion dann auch eine "Einheit". Man höre  
aufeinander. Den Verdacht neuen Zwiespalts will man auf keinen Fall aufkommen  
lassen. Nur um die Inhalte sollte es bei der Klausur gehen, allen voran um die  
deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte, aber auch um Klima- 
und Wirtschaftspolitik, um den Sozialstaat und die Arbeit von morgen. Aber ist  
dieser neuen Harmonie zu trauen? Leise Zweifel daran kommen bereits auf. Denn  
intern gibt es nach wie vor Skepsis gegenüber dem Kurs des neuen Führungsduos.  
Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans streuten zuletzt munter Forderungen in  
die Welt: So wollen sie Eigentümer von Grundstücken bei starken Wertsteigerungen 
mit einer Steuer zur Kasse bitten, ein generelles Tempolimit auf Autobahnen  
einführen, Spitzenverdiener mit höheren Rentenbeiträgen belegen. Ach ja, und  
viel mehr und viel höhere staatliche Investitionen, etwa in Infrastruktur und  
Schulen, wollen sie sowieso. Das ist allerhand. Bei so viel Wollen wird auch  
manch einer in der Fraktion und auf Ministerposten skeptisch. Wer soll das alles 
umsetzen? Vieles davon wird mit dem Koalitionspartner Union ohnehin nicht zu  
machen sein. Mützenich verwies ganz zurecht auch darauf, dass es noch offene  
Baustellen aus dem vergangenen Jahr gibt: Weder die hart erkämpfte Grundrente,  
noch der Kohleausstieg bis 2038 sind schon in konkrete Gesetze gegossen. Die  
Skepsis gegenüber dem ungezügelten Tatendrang des Spitzenduos ist also durchaus  
berechtigt. Es fehlt den Neuen noch an klarer Linie, an klarem Konzept. Die  
Bürger wählen eine Partei, zumal eine in der Regierung, schließlich nicht fürs  
Fordern, sondern für konkrete politische Schritte. Ein anderer Schritt ist bei  
all dem weit in den Hintergrund gerückt: der Austritt aus der großen Koalition.  
Esken und Walter-Borjans waren im Rennen um den Parteivorsitz noch kantig  
aufgetreten: Raus aus der Groko, sollte die Union nicht zu Nachverhandlungen  
bereit sein. Konkret verhandelt wurde bislang noch nicht. Das erste Treffen mit  
dem Koalitionspartner vor Weihnachten diente nur dem Kennenlernen. Und trotzdem  
treten die neuen Chefs schon jetzt gemäßigter auf. Beispiel Mindestlohn: Man  
fordert nicht mehr eine sofortige Erhöhung auf 12 Euro, sondern nur noch einen  
"substanziellen" Anstieg. Also plötzlich ganz zahm? Politisch gesehen ist der  
gemäßigte Kurs der Parteichefs sinnvoll. Die Partei würde von einem Groko-Aus in 
der jetzigen Situation nicht profitieren. Auch für Deutschland ist eine stabile  
Regierung wichtig, besonders in einem Jahr, in dem man mit der  
Ratspräsidentschaft neue Verantwortung auf EU-Ebene übernimmt. Das Problem ist  
allerdings, dass Esken und Walter-Borjans mit ihren steilen Forderungen hohe  
Erwartungen geweckt haben. An denen müssen sie sich messen lassen - von den  
Wählern wie von den eigenen Leuten. Die neue Harmonie steht auf wackligem Boden. 
 
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